Bleed for This

Andockpunkt für mich an diesen Film von Ben Younger war der Schluss seiner stark vereinfachten Close-Up-Nachillustration eines der wohl phänomenalsten Comebacks in der Box- und gewiss auch der Sportgeschichte, die Rückkehr von Vinny Pazienza (Miles Teller) in den Boxring und sogar als Sieger.

Das Statement, was er nach diesem Comback-Sieg einer Reporterin sagt, dass das eben nicht schwierig war, sondern einzig üben, üben, üben und dass all die Leute, die meinten, nach einem Genickbruch, den er bei einem Autounfall erlebt hat, sei ein Comeback gar nicht mehr möglich, dass die den Wiedereinstieg so zum Vornherein verunmöglicht hätten.

Es ist ein Film gegen Abwiegler und Bedenkenträger, gegn Pessimisten und Leute, die Hindernisse sehen und nicht den Weg, speziell in einer Sparte, in welcher hartes und konsequentes Training das A und das O ist.

Ben Younger hat die Geschichte gemäß Vinnys Motto einfach gestrickt, hat ganz auf die kinematographische Darstellung von Konflikten verzichtet, hat das Kino in seiner Eigenschaft als Bilderaneinanderreihung eingesetzt, wodurch der Pfeffer erst am Schluss auf die Geschichte gestreut wird, wenn die Originalfiguren gezeigt werden, das Brennen und der Siegerwillen in den Augen des realen Vinny Pazienza, von dem bei Miles Teller wenig zu spüren ist, auch wenn die Maske ihn gut als sein Original hergerichtet hat.

Während die Figuren um ihn herum, Vater, Trainer, Manager gut mit den einfachen Vorbildern konkurrieren können. Younger zeigt viel Familienleben, eine rege Italianità und da er Spannung mittels Nahaufnahmen zu erzeugen sucht, wirkt es gelegentlich, als befinde sich die Kamera mitten in den Spaghettitellern.

Die Geschichte hat groteske Elemente, das „Halo“, eine Art mittelalterliches Gerüst, wie der Originalarzt am Schluss erklärt, das muss Vinny monatelang um Kopf, Schultern und Oberkörper tragen, damit sein Hals sich nicht bewegt, der Kopf stabil bleibt, und das scheint mit Schrauben am Kopf angepresst und wird bei der Abnahme blutige Stellen hinterlassen. Dass er bei unvorsichtigen Bewegungen damit an Gegenstände anstößt und aufschreit, ist zwingend.

Ebenso sensationell ist, dass er bei seinem Comeback drei Gewichtsklassen höher boxt. Dabei geht die kinoaffine Taktik auf, den Zuschauer zum Parteigänger von Vinny zu machen, indem er Leidensweg und eigenwillige Reha, nah miterlebt, und beim Kampf am stark beschallten Ende mitbebt und hofft, das er gewinnt. It is simple. Nach diesem Motto hat Younger seine Story vereinfacht.

Die Geschichte nimmt ihren Anfang 1988. Vinny war ein Spieler. Auch das wird lediglich illustriert und nicht thematisiert. It is a gamble, der Satz gilt aber nicht nur für den Spieltisch, sondern auch für den Versuch seines Comebacks. Die Welt als Wille und Spiel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert