Zazy

Eine schauderhafte Genre-Pampe aus Erpressser-Liebes-Traum-vom-MTV-RomCom-Glamour-Gossip-Beziehungskisten-Biest-im-Mann-Medienkritik-Movie mutet uns Matthias X. Oberberg mit einem wenig erheiternden Cast und mit noch weniger Handwerk auch nur in einem der Genres zu. Wenn er wenigstens eines davon beherrschen würde.

Aber dieser Autor und Regisseur scheint vor allem ein Windmacher zu sein, der Fernsehredaktionen mit Schlagwörtern, vielleicht Medien-Kritik oder weiß nicht was, zu überzeugen versteht und so die Gelder für solchen Quas zusammenbekommt. Er glaubt wohl, alles zu können und kann nichts.

Er fängt den Film mit durchschnittlich begabten Videoimprovisationen zu MTV an. Davon, dort Moderatorin zu sein, träumt seine Titelfigur Zazy (der Name wirkt schon aufschneiderisch und hat rein gar nichts weder vom Aussehen der Besetzung mit Ruby O. Fee noch vom Habitus noch der Charakterisierung der Figur zu tun), eine etwas hochgeföhnte Sue oder Susanne, also etwas Gewöhnliches, was Ungewöhnlich sein will, das scheint mir sowieso der tiefere Impetus des Filmes zu sein.

Zazy träumt davon, Moderatorin bei MTV zu werden. Sie arbeitet als Schneiderin in einem feinen Atelier in einem italienischen Städtchen an einem italienischen Bergsee. Schon da gehen Besetzung, Spiel, Inszenierung und theoretische Behauptung vom Drehbuch her nicht zusammen. Denn das Schneideratelier von Patrizio (Claudio Caiolo) ist meisterhaft eingerichtet, atmet Meisterhaftigkeit, just die Fähigkeit, die unserem Regisseur und Drehbuchautor in allen Belangen abgeht.

Ihm geht auch jedes Feeling und psychologisches Händchen ab, die erste Begegnung und die Entwicklung der Beziehung zwischen Sue und der schwedisch-deutschen Kundin Marianna (Petra Hultgren) glaubwürdig und spannend zu inszenieren.

So holpert sich die Geschichte der Begegnungen weiter, bis Susanne herausfindet, dass der Mann dieser Kundin ein MTV-Moderator ist (Philippe Brenninkmeyer). Die Erpresserstory fängt damit an, dass Sue dahinter kommt, dass ihr Chef bei einem Ausflug mit dieser Kundin zu Tode gestürzt ist von einem malerisch in den Fels gehauenen Kappellchen, ein wahrhaft schönes Sujet.

Susannes Freund, der auch keine rühmliche Geschichte hat, Tomek (Paul Boche) ist bei der Erpresserei der treibende Faktor. Man kann dem Film in etwa ablesen, was Matthias X Ölberg sich gedacht hat. Überzeugend inszeniert hat er es nicht. Er hangelt sich von einer Unglaubwürdigkeit zur nächsten, verliert sich in Drohnenspielereien oder Liebesimprovisationen, die auch wiederum nicht allzu aufregend und begabt zu bezeichnen sind oder schneidet Aufnahmen rein, die an sich Kinobilder sind, aber just in seiner Erzählung keine Funktion haben.

Wenn Tomek aus dem Studio rausgeworfen wird, so poltert er noch heftig an die Tür, dann verfolgt die Kamera ihn auf seinem langen Weg durch eine leere Halle. Aber die Hauptfigur ist doch Zazy und es gibt nichts, was den Zuschauer nach diesem Rausschmiss an Tomek beschäftigen könnte, als dass er so einen Drüberstreuer bräuchte, denn da ist ihm viel zu viel Info über Tomek vorenthalten, so dass er sich nicht ausmalen kann, wie jetzt gewisse Mechanismen in ihm, die sich vielleicht der Drehbuchautor gedacht, die er aber dem Zuschauer mitzuteilen vergessen hat, wirken könnten. So eine Szene ist der schönste Beleg für die reine Windmacherei dieses Filmemachers.

Der einzige im Cast, der seine grimmige Haltung zur Angelegenheit und zum MTV in seine Rolle legt, das ist der Studioregisseur Bernhard Marsch (wobei er sich besser hüten sollte, sich mit diesem Film zu schmücken).

Weiteres Beispiel für die Unsorgfalt der Arbeit, falls es sich denn nicht um einen Gag handelt: das Hotel, in dem die Schauspielerin absteigt, heißt, wenn die Drohne überm Dach hinter ihm steht „Le Palme“, wenn aber die Kamera das Hotel vom See aus aufnimmt, dann steht da zu lesen „Sole“, Details, die bei einem gut gemachten Film keinesfalls stören würden, einem aber aufstoßen, wenn einer so aufschneiderisch daherkommt. (Weiterer Beleg für die Aufschneiderei ist der Titel eines anderen Filmes dieses Autor/Regisseurs: „Ein Ton Blau“ – als ob er ein leibhaftiger Enkel von Kieslowsky sei…(Drei Farben Blau).

Warum soll die Schauspielerin, die indigen Deutsch spricht, Schwedin sein, während doch ihre Schwedisch-Sätze wie mühsam auswendig gelernt klingen?

Krasse Dikrepanz zwischen Idee und Realisierung. Wobei auch die Idee, die möglicherweise hinter dem Film steckt, recht konfus zu sein scheint, möchtegernhaft, wie die Ambition mit dem Namen „Zazy“ klar macht. Eine verwirrkopfte Angelegenheit eines Windmacherbürschchens. Es sollte sich vielleicht mal ein paar sorgfältig gemachte Filme anschauen, wie Hell or High Water.

An Susanne, die besser Maria heißen würde oder Eva, konnte sich immerhin die Maske austoben, um draus mit großem Aufwand am Ende ein MTV-telegen-leeres Gesicht zu machen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

2 Gedanken zu „Zazy“

  1. Lieber „Filmjournalist“ Steve,

    Warum nur dieser Hass? Warum diese geiferhafte Besserwisserei? Vielleicht ist ja das internet dazu da, solche Menschen von der Strasse zu holen, um sie daheim neben dem Wäschetrockner mal Gott der Kritiker spielen zu lassen.

    Jedenfalls ist der Artikel ungenau, möchtegernhaft und dümmlich, genau dort, wo er es dem Film vorwirft.

    Beispiel gefällig?:

    „Warum soll die Schauspielerin, die indigen Deutsch spricht, Schwedin sein, während doch ihre Schwedisch-Sätze wie mühsam auswendig gelernt klingen?“ Tia warum nur? Vielleicht weil Petra Hultgren Schwedin ist? 30 Sekunden Googeln, und schon hat mans raus. Ein Beispiel von vielen.
    Auch wenn man hier anonym arbeitet, sollte man sich bemühen, eine Kritik sachbezogen und mit Sorgfalt zu formulieren, gerade wenn man einen solchen Anspruch an Meinung postuliert.

    Jakob Hilpert (Kein Pseudonym)

  2. Vielen Dank, Jacob Hilpert, für Ihr engagiertes Feedback.

    Das mit der Schwedin war ein kleiner Witz, den ich mir erlaubt habe, weil deren Schwedisch für mich wie auswendig gelernt rüber kam.

    Vermutlich haben Sie meine Review gar nicht richtig gelesen. Dadurch muss Ihnen entgangen sein, dass ich meine Kritikpunkte an konkreten Stellen festmache. Insofern haben wir keine Basis für eine Diskussion, denn gegen emotionale Anwürfe, wie sie sie produzieren, hilft kein rationales Argumentieren.

    Vielleicht sollten Sie sich auch den Unterschied zwischen anonym und einem Pseudonym klar machen. Ein Pseudonym kann man durchaus googeln zB „stefe“ filmjournalisten genau so wie „Jacob Hilpert“.

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