Bauer unser

Punktuelle Einblicke in das hochkomplexe und längst nicht gelöste Problem der Ernährung der Menschheit.

Obwohl noch 40 Prozent der Weltbevölkerung Bauern (somit meist Selbsternährer) sind, während in Europa mit seiner industriell-marktwirtschaftlichen Agrarlandschaft es nur noch zwischen 2 und 5 Prozent sind.

Das Hauptaugenmerk von Robert Schabus, dem Macher dieses Filmes, liegt auf der mittelständisch industriellen Landwirtschaft, die Investitionsbetriebe in rasanter Entwicklung sind: einem Eierproduzenten mit 65’000 Legehühnern in Bodenhaltung und etwa 56’000 Eiern pro Tag, die vollautomatisch aus dem Stall geholt und abgepackt werden, einem hochmodernen Schweinemastbetrieb mit 1300 Mastplätzen sowie einem Milchbauern mit 130 Milchkühen (maximale Automatisierung bis hin zum Melken).

Diesen drei Industriebetrieben stellt Schabus einen Milchbauern mit 40 Milchkühen gegenüber, der nach biologischen Richtlinien arbeitet, eine Biobäuerin, die mit ihrem Mann Gemüse, Schafe, Wein und Getreide selbst anbaut und direkt vermarktet, sowie einen Biobauern im Vorarlberg, der die Direktvermarktung über den Hofladen und die Hauslieferung von Gemüsekisten betreibt.

Zwischendrin kommen Forscher, Funktionäre, Politiker, Verbandsleute in kurzen Statements zu Wort zu den Themen Subventionierung, unsinnige Auswirkungen der EU-Agrarpolitik (die der entsprechende EU-Minister wortgewandt wie ein schmieriger Advokat als Erfolg darstellt und ausbauen möchte, ein Gläubiger des Marktradikalismus), die Auswirkungen der Freigabe des Milchpreises, zu den Auswirkungen von TTIP, das Diktat der Lebensmittelhändler und die Angst der Bauern, ausgelistet zu werden, wenn sie Kritik üben, über Neoliberalismus und totale Regulierung und die Krux von beidem, über Wachstumswahn.

Die Kamera von Lukas Gnaiger setzt lustvoll von der Drohne über die GoPro bis zur Steadycam alles ein, was einzusetzen ist, immer im Sinne einer spannenden und vor allem informativen Fotografie, sie nutzt die Effekte der Mechanisierung der modernen Landwirtschaft entsprechend aus und bevor sie auf die Gehöfte geht, nähert sie sich ihnen gerne aus der Luft, umkreist sie, so weiß man dank dieser establishing Shots auch, wo man sich befindet.

Positiv an der Auswahl der Höfe ist, dass sie alle die Tiere nach den gesetzlichen Vorschriften der Artgerechtigkeit halten, dass uns also extreme Horrorbilder erspart werden, wie sie gerne kontrastierend zur harmonischen Ernährung in die Ernährungsfilme eingesetzt werden, von sich killenden und toten Hühnern, von gestörten Schweinen und ausgemergelten Kühen, die einem jeden Appetit auf Fleisch verderben.

Die Produzenten dieses Filmes sind im Genre des Ernährungsfilmes bewandert und erfolgreich: More than Honey oder „We feed the World“. Die traurige Info: aktuell gibt es eine hohe Selbstmordrate unter Bauern.

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