Solche Filme gehören zur Demokratiehygiene
und man sollte sie sich regelmäßig anschauen.
In dieser essayistisch-künstlerischen Dokumentation von Christoph Schuch und Reiner Krausz wirkt diese Demokratiehygiene wie eine entspannende Kopfmassage und lockert das Demokratiegespür.
Die beiden Filmemacher haben sich Statements zu Europa ausgesucht aus durchgehenden Interiews mit einem Europa-Parlamentarier, einem Wirtschaftsfachmann und einem relaxten Schweizer Historiker.
Es geht um den Brain-Drain und die Lost-Generation in Griechenland, Spanien, Portugal durch die Krisenbehandlungsmethoden, es geht um den Kampf der Brüsseler Politiker mit den Lobbyisten (30 Lobbyisten auf einen Parlamentarier in Brüssel) und kaum verständliche, lobbyverseuchte Gesetzestexte, es geht um die Vorherrschaft Amerikas über Eurasien, dass es ein Interesse an Spaltung hat, es geht um den Einfluss der Finanzwirtschaft auf die Gesetze, um das kastrierte EU-Parlament, um TTIP, um teure Public-Private-Partnerships, um das viele Geld, das ständig nach neuen Investitionen sucht, um die Angst als Politikfaktor und die steigende Nervosität der Politiker.
Es geht um funktionierende Freiheit als Bedrohung für die Mächtigen, um die Überwachung als moderner Ersatzreligion (Amerika sieht alles) und der daraus folgenden Schere im Kopf, um Widerstand, gescheiterte Europa-Politik und Krisengewinnler (die Reichen) und Krisenverlierer (die Armen), um sich ausbreitende Depression bei der Bevölkerung, um Protest und Mittel zur Veränderung, um die Umverteilung von den Schwachen und den Armen zu den Reichen und den Starken, schlicht um Mut, aber auch um Erschöpfung und Müdigkeit des Bürgers, der zwei Jobs braucht, um über die Runden zu kommen oder der die HartzIV-Demütigungen erlebt.
Es geht um Imperien, es gibt keine Form der Gewalt, die wir Europäer nicht erlebt hätten. Es gibt eine kleine Tour über die Route der Verschwendung in Valencia, an der jede Menge millionenteurer Bauruinen zu besichtigen sind, vom Kunstpalast über die Stadt der Wissenschaft und Künste, das Fußballstadion und leerstehende Wohnungen als Folgen des Platzens der Immobilienblase bis zu einer nie benutzten Formel-1-Rennstrecke; das ergibt schöne architektonische Bilder, wie sowieso die Kamera von Vita Spieß gerne sich betrachtend gibt und die Musik von Oliver Augst und Marcel Daemgen nimmt konzertant erfinderisch Motive der Heuschrecken ebenso auf wie diejenigen von Schlägen auf Baustellen oder bei Demos.