Vom Einfluss des Sputniks auf die Überwindung der Rassentrennung in den USA.
Dieser (kaum beabsichtigte) Einfluss wird sichtbar anhand von drei Frauenschicksalen, auf die Theodore Melfi, der mit Allison Schroeder auch das Drehbuch geschrieben hat, seine Aufmerksamkeit richtet.
Es ist die Zeit des Kalten Krieges und des Wettbewerbes um die Eroberung des Weltalls zwischen den USA und der Sowjetunion. Diese sind den USA mit den Sputniks und mit Juri Gagarins (der just am Tag der Pressevorführung gestorben ist) erstem bemannten Raumflug um Längen voraus.
In Langley wird mit Hochdruck an der Aufholjagd gearbeitet. Kennedy verspricht 1961 den ersten Menschen auf den Mond zu schießen. In Langley herrscht Mangel an hochkarätigen Mathematikern, an Leuten, die Ahnung von analytischer Geometrie haben und die Flugbahnen berechnen können.
Hier kommen unsere drei Protagonistinnen, die ‚hidden Figures‘ ins Spiel. Es sind dies drei hochbegate Mathematikerinnen schwarzer Hautfarbe. In Virginia herrschen noch strikte Regeln der Rassentrennung.
Es sind dies Katherine Johns (Taraji P. Henson), Dorthy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe). Sie werden an diesen Programmen mitwirken. An ihnen kann Melfi wunderbar pointiert die Situation der Rassentrennung schildern und ebenso die von heute aus gesehen steinzeitlichen Methoden der Raumflugberechnungen und des Raketenbaus.
Zur Charakterisierung dieses besonderen Momentes einerseits in der Spätzeit der Rassentrennung und andererseits in der Frühzeit des Raumfluges setzt Melfi schöne Beispiele ein, die er als Running Gag immer wieder bringt.
Für die Rasssentrennung steht das Thema Toilette. Mary, das Rechengenie, das in Paul Stafford (Jim Parsons) einen misstrauisch äugenden Mitarbeiter hat, arbeitet in einer Domäne weißer Männer. Ihr Chef Al Harrison (Kevin Costner) ist mehr an Berechnungen als an Rassen- (und Geschlechter)trennung interessiert ist. Aber die Damentoilette für Schwarze ist weit am anderen Ende des weitläufigen Raumfahrt-Campus. Das immer wiederkehrende Symbolbild für diesen Zustand ist das Gerenne von Mary mit einem Berg Akten unterm Arm und in Stöckelschuhen über das ausladende Geländer von Langley bis zu dieser einzigen und weit entfernten Damentoilette für Schwarze. Ein Bild das hängen bleibt.
Das Bild für den technischen Stand der Berechnungskunst sind riesige, wandhohe grüne Schiefertafeln, auf denen die Mathemathiker mit Kreide ihre Berechnungen anstellen, dazu müssen sie sich auf fahrbare Leitern stellen. Auch hier zeigt Mary immer mal wieder, wie es sich richtig ausgeht.
Parallell dazu werden die ersten IBM-Rechner geliefert – ha, ha, die Tür ist zu klein für den Raum – diese arbeiten noch mit Lochkarten und ihre Rechnerleistung dürfte im Vergleich zu heute urzeitlich anmuten. Auch hier konnten die Damen helfen, denn man muss ja auch umgehen können mit solchen Ungetümen. Die Herren machen anfänglich keinen guten Eindruck, da rührt sich auf den IBM-Monitoren gar nichts.
Melfi schildert diese doppelte Geschichte mit drei großartigen Hauptdarstellerinnen und straff auf eine gute nachvollziehbare Erzählung gebügelt, es heißt auch „nach wahren Begebenheiten“, hebt die Dinge, die daran bemerkenswert sind merklich hervor und die kleinen Terraingewinne der Frauen genauso wie manche Verhinderungsversuche der Männer und der Hierarchie.
Ein süffige Geschichtsnachhollektion in Farbe und inhaltlich ganz klar in Schwarz-Weiß. Es fängt wie anekdotisch mit einer Autopanne der drei Damen auf ihrem Weg zu ihrem Arbeitsort, dem Raketenzentrum der NASA, an. Auf der Landstraße bleiben sie liegen. Eine liegt auf dem Boden, schaut von unten auf das Auto. Ein Polizeiwagen nähert sich. Jetzt prallen die Vorurteile aufeinander, aber die Damen ziehen sich geschickt und diplomatisch aus der Affäre, dass sie schließlich mit Polizeieskorte am Arbeitsort abgeliefert werden; eine hübsche Einstimmgeschichte.
Vergleiche auch „Loving“, der in derselben Zeit, in demselben US-Staat spielt mit derselben Thematik der Rassentrennung und ihrer Überwindung, der später im Februar starten wird.