Erzähl es niemandem

Dieser Dokumentarfilm von Klaus Martens hält mehr als er verspricht.

Es ist nicht nur eine anfänglich verbotene und gefährliche Liebesgeschichte, es ist auch mit direkten Zeugnissen ein Stück deutsch-norwegischer Geschichte, beginnend mit der deutschen Okkupation von Norwegen. Die waren gar nicht begeistert (wie die Österreicher beispielsweise).

Das Drehbuch basiert auf dem Bestseller „Erzähl es niemandem“ von Randi Crott, der Tochter der Protagonistin dieses Filmes, Lillian Crott Berthung. Es sind dies jahrzehntelang verschwiegene Geschichten, die die Mutter der Tochter erst nach dem Tode des Vaters, Helmut Crott, erzählen durfte.

1942 ist Lillian eine junge Frau von 19 Jahren. Sie lebt in Arnstadt in Norwegen und verliebt sich in den deutschen Besatzungssoldaten Helmut. Heimlich treffen sie sich, denn solche Beziehungen sind nicht gern gesehen, unerwünscht und verboten. Es wird noch schwieriger für sie, wie sie auf dem Büro der Deutschen in Arnstadt arbeitet.

Die Liebesgeschichte hört trotz Kriegswirren nie auf. In der Nacherzählung schaufelt der Film verschiedenes Archivfootage hervor, vom deutschen Propagandafilm über die Besetzung Norwegens, die Niederbrennung ganzer Landstriche, den Versuch, Narvik zu erobern.

Direkte Originaldokumente aus dem Krieg schildern die Lage der Eltern von Helmut, der jüdischen Ursprungs war und versucht hat, in der Wehrmacht unterzutauchen. Die Mutter wurde spät im Krieg aus Wuppertal doch noch zum Arbeitseinsatz in den Osten beordert. Und hat von da viele Briefe geschrieben. Aus denen wird sehr gepflegt vorgelesen, wie auch die männliche Kommentarstimme angenehm ist. Solche direkten Zeugnisse machen mehr her als Aufarbeitungsfilme, die thematische Lebenssituationen versuchen nachzuerfinden.

Die Rahmenhandlung ist die, dass Lillian Crott mit der Urne ihres Mannes nach Norwegen fliegt, um sie dort verabredungsgemäß beizusetzen. So fängt der Weg der Erinnerungen dieses teils gefährlichen Lebens an und setzt sich über Besuche an Lebensorten auch von Helmut und dessen Eltern über Wuppertal, Düsseldorf und Theresienstadt fort.

Atemberaubend abenteuerlich ist Lillians Schilderung eines Besuches ihres Mannes im Kriegsgefangenenlager in Norwegen; die Stimmung gegen die Deutschen war heftig. Und später die Geschichte ihrer illegalen Einreise nach Deutschland kurz nach Kriegsende auf einer Dampflokomotive. Die Liebe muss sehr stark gewesen sein, wenn ein Mensch dafür so viel riskiert.

Die Liebe scheint sie auch ausgefüllt zu haben; sie scheint eine Frau mit einem reichen Leben zu sein. Nebenbei gibt es noch einen Blick auf die größte Kanone der Welt, die die Deutschen in Norwegen haben stehen lassen wie ein Museumsstück. Sie habe eine Reichweite von 56 Kilometern. Die Tonspur unterlegt die Geschichte ab und an diskret leicht jazzig.

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