Where to, Miss?

Modellhaft-schematisch zu nennender Bilderbogen einer Doku zum Thema Frau in Indien mit einer eindrücklichen Protagonistin, Devki, in den Funktionen Tochter, Gattin, Mutter – und möchte doch am liebsten selbständige Taxifahrerin sein, ein in Indien noch revolutionärer Wunsch.

Im ersten Teil ihres Filmes schildert Manuela Bastian in diesem Crowd-Funding-Projekt der Filmakademie-Baden-Württemberg den Moloch Dehli in seinen unprägnanten Erscheinungsformen als überfüllte Straßen oder leere, düstere, angsteinflößende Gassen, schildert Dehli als für Frauen gefährlich, referiert auf die Frau als Opfer der Übergriffe von Männern.

Devki wohnt wieder zuhause bei ihren Eltern. Ihr Vater ist Fliesenleger. Devki ist zwar verheiratet, ist von ihrem Mann abgehauen, der hatte sich als ‚Niete‘ erwiesen, hat sie geschlagen. Das war sie gewohnt, ihr Vater habe das oft zwei bis drei Stunden lang getan. Das spiegelt sich in ihrem Gesicht, das überhaupt wie ein untrüglicher Indikator für den Zustand ihrer Seele wirkt – nie als Maske; auch später bei Glücksmomenten nicht.

Devki will nicht wieder heiraten. Sie will als Taxifahrerin arbeiten. Die Mühen des Erlernens des Autofahrens und der Prüfung, die sind ein Zwischen-Kapitel; augenfällig dabei, dass die Fahrschülerinnen eigens blaue Uniformen tragen. Bitterlich weint sie, wie sie die Prüfung erst nicht besteht. Umso glücklicher sehen wir sie nach bestandener Prüfung und wie sie in diesem Beruf ihr eigenes Geld erwirbt; plötzlich wirkt sie selbstsicher; vorher hatte sie auch einen Selbstverteidigungskurs absolviert.

Über den Beruf lernt sie Badri kennen. Nach einem Jahr sind sie sich einig. Sie heiraten. Devki ist wieder auf die Traditionsschiene geraten.

Der Film verlagert sich von Dehli in die bergig-ländliche Provinz Garhwal, wo eine andere Sprache gesprochen wird. Hier versucht Devki im Sari sich als Schwiegertochter eines erzkonservativen Mannes, als Ehefrau (obwohl Badri weiter in Dehli arbeitet) und als Mutter eines munteren Söhnchens anzupassen.

Allerdings hatte sie als Taxifahrerin die Freiheit geschmeckt. Das wird sie nicht loslassen. Das kann sie nicht vergessen.

Der Film ist fotogen-malerisch in seiner Bildgestaltung, Jean David Günther versetzt sich ganz in indische Stimmungen. Das indische Frauenemanzipationsproblem aus europäischer Sicht ganz sich hineinfühlend dargeboten als Variante zu 7 Göttinnen oder die Zeit der Frauen.

Der Film selbst ist unterteilt in die Kapitel: Vater, Ehemann, Sohn – als Ausdruck der herrschenden Verhältnisse, denen eine indische Frau ausgesetzt ist mit ihren reziproken Pflichten als Schwiegertochter, Ehefrau, Mutter.

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