Personal Shopper

Dieser Film von Olivier Assayas (Clouds of Sils Maria, Die wilde Zeit), kreist um eine doppelte Leerstelle (wenn nicht gar eine dreifache, wir werden sehen).

Es sind Leerstellen im Leben der Protagonistin Maureen (Kristen Stewart, die wiederum selbst mit einem in keiner Weise anbiedernden, fast leeren Modelblick wie eine Leerstelle wirkt in ihrer abweisenden Fokussiertheit).

Die eine Leerstelle ist ihr Zwillingsbruder Lewis, der gestorben ist; Herzinfarkt. Auch Maureen hat eine Anlage dazu, muss sich deshalb regelmäßig durchchecken lassen. Er war ein Medium und wollte sich aus dem Jenseits melden. Das gibt Assayas die Gelegenheit, sich im Genre des Spukfilmes ertastend zu versuchen.

Es gibt niedliche, höchst diskrete Computeranimationen von kleinen Gespensterräuchlein oder Gläser, die linkisch durch die Luft getragen werden und dann auf den Boden knallen in Paris oder in Muskat. Das ergibt die Gelegenheit für einen Exkurs zu einem Youtube-Video über Victor Hugo, der in Jersey Séancen abgehalten haben soll.

Die zweite Leerstelle im Leben von Maureen ist ihre Auftraggeberin, Kyra (Nora von Waldstätten), eine berühmte, wohlhabende Schauspielerin. Maureen ist für sie als persönliche Einkäuferin (personal Shopper) tätigt. Sie fährt mit ihrem Mottorroller durch Paris, an den Armen die Tüten von Cartier und Chanel, die wehen mit ihrem wertvollen Inhalt im Wind. Durch diese Sicht wird die Schauspielerin zur Leerstelle, die lediglich durch Klamotten und Schmuck definiert ist.

Leerstelle schöne Frauen. Hier ist Assayas mehr in seinem Milieu, dem Künstlermilieu, von dem er in Clouds of Sils Maria ein bestechendes Innenbild geliefert hat.

Jetzt ist er nicht mehr so realitätsnah, denn er will die Leere dieser Welt schildern. Das geht offenbar nicht ohne Mystizismus und Horror.

Die dritte Leerstelle ist die ausführliche Texterei mit einem Unbekannten (also der Austausch von SMS), der Maureen in ein Hotelzimmer bestellt, wo sie ihm via Mobilfoto exquisite Garderoben ihrer Chefin vorführt, was sie gar nicht dürfte. Es gibt auch Textstellen über Angst. Dieser Unbekannte, aber da habe ich eine Lücke, hat möglicherweise etwas mit der Leerstelle Ingo (Lars Eidinger) zu tun, einem undurchsichtigen, deutschen Bekannten des Stars.

Einen künstlerischen Bezugspunkt, der vielleicht zur Entschlüsselung dieses Filmes beitragen kann, gibt Assayas mit Hilma of Klint und auch Rudolf Steiner wird bemüht – hm, Anthroposophie und Gespensterwissenschaft, sollen die womöglich etwas gemeinsam haben?

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