Dass die Familie der erste Ort für Toleranz und Kompromisse ist und dass Weihnachten als das Familienfest schlechthin (und schlachterdings… und Heilige Familie) ist, bei dem diese Kriterien hart auf den Prüfstand gestellt werden, erzählt Helena Bergström nonchalent in ihrer turbulenten Familienweihnachtskomödie.
Simon (Anastasios Soulis) und Oscar (Anton Lundqvist) sind die beiden Liebenden, die ihre Familien zu diesem Fest in ihr neuerstandenes Haus einladen. Ein Fest voller Überraschungen – da haben sie dann ihre Bescherung (a holy Mess, wie der internationale Titel dieses schwedischen Filmes heißt), denn bei ihnen ist auch die hochschwangere junge Frau Cissi (Rakel Wärmländer) und es gibt ein Zimmer, das wollen sie dem Vater von Oskar Ulf (Robert Gustafsson), einem konservativen, wenn nicht reaktionären, Staatsanwalt, nicht zeigen, dafür entdeckt dieser bei der Hausführung durch seinen Sohn in einem überquellenden, verstaubten Abstellraum einen Saab-Oldtimer. Darum geht es nun aber wirklich nicht, so sehr dieser Fund den Vater aufregt.
Aber es ist auch schwer, beim Zusammensein einer so zahlreichen Familie zu Wort zu kommen, um etwas loszuwerden, was einem auf dem Herzen liegt. Denn nebst Vater und Mutter (Maria Lundquist) von Oscar und dessen Schwester sind auch der Vater von Simon Millitiadis (Michalis Koutsogiannakis) und dessen Exfrau mit ihrem neuen Freund Rami (Peshang Rad), einem Araber und Muslim, anwesend, sowie der kleine Bruder von Simon, der Familiengeheimnisse umgehend über Instagram verbreitet, und noch die Oma. Die Eltern von Oscar hatten im Hotel schon eine Begegnung mit dem Vater von Simon, unbekanntweise und nicht von der besten Seite, was zu einem klassenspezifisch sehr komischen Dialog über Beschäftigungsverhältnisse führt.
Dabei haben sich Simon und Oscar so viel Mühe gegeben mit den Vorbereitungen, um jegliche Vorurteile aus dem Weg zu räumen, sie haben den Garten dekoriert wie die Weltmeister, sie haben gebacken und gekocht und Glühwein selber gemacht was das Zeugs hält und sind sogar bereit das gewohnte Fernsehprogramm mit Donald Duck um 16 Uhr anzuschauen – aber in der Familie äußern sich auch ganz ungeniert private Vorlieben, Unverarbeitetes, nicht für alle Ohren Geeignetes, wodurch Helene Bergström Stoff und Power genug für eine kraft- und dialogvolle Regie, die auf Slapstick nicht verzichtet, bezieht.
Dieser Spielfilm könnte als eine fiktionale Ergänzung zum deutschen Dokumentarfilm Vier werden Eltern gesehen werden, wobei auch hier die Frage „Wie habt Ihr das gemacht“ neugierig im Raum hängt: „nach Kopenhagen zur Insemination?“.