Günter Grünwald zum 60sten (BR, Freitag, 25. November 2016, 22.00 Uhr)

Einer, der nur Germanistik studiert hat und dann gleich Kabarettist wird, der ist nicht besonders lustig. So einer ist Hannes Ringlstetter. Der das sagt, ist Günter Grünwald. Er ist aus Anlass seines 60. Geburtstages Gast in einer aufgebrezelten, mit Jubelpersern aufgefüllten, altmodischen Show bei Ringlstetter. Der tut das als Witz ab und Grünwald ist kein Rechthaber, deshalb ist er möglicherweise im Kabarett gelandet, weil ein Kabarettist eh immer Recht hat (und im Kabarett darüber gelacht wird) und weil Grünwald ein wacher Beobachter mit feiner Selbstironie ist; wobei auch sein Humor professionalisiert ist, er kürzt die Dinge um das Zipfelchen, wodurch sie in einer anderen Wahrheit aufscheinen.

Grünwald ist nicht von der Uni weg direkt zum Dampfplauderer geworden. Er hat vielfältige Lebenserfahrung gesammelt in Ausbildung und Geldverdienpraxis. So weit habe ich die Sendung noch geschaut. Dann ist mir das dumme Anbieder-Getue von Ringlstetter inklusive Standing-Ovation auf Geheiß auf den Wecker gegangen. Auch Grünwald hat an einer Stelle mit Verlassen der Sendung gedroht. Aber Ringlstetter hat das nicht weiter ernst genommen, wie er wohl außer sich selber nicht allzuviel ernst nimmt. Und Grünwald ist kein Rechthaber; er meint, wenn er das Richtige sage, dann könne es sein Bewenden damit haben, denn siehe oben: im Kabarett wird darüber gelacht, statt dass man sich Rechtsstreitereien einhandelt, schließlich verdient er ja sein Geld damit.

Weshalb ich trotzdem drüber schreibe: Es ist die alte Geschichte. Nichts gegen das Kabarett. Es ist ein Geschäft. Es ist sogar bei vielen ein richtig gut gehendes Geschäft. Und das Publikum ist auch bereit, gut dafür zu bezahlen. Es füllt die Hallen und damit die Geldbeutel der Kabarettisten. Um diese muss einem nicht bange sein, um die Bekannten unter ihnen zum Mindesten. Insofern gibt es also keinen Grund, sie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auftreten und Werbung für ihr Geschäft machen zu lassen, und zwar auf Kosten des Zwangsgebührenzahlers, der in vielen Fällen ganz genau mit seinem Haushaltsgeld rechnen muss, und von dem nicht einzusehen ist, dass er wohlgebettete Kabarettisten zwangsmitfinanzert. Bei solchen Vorgängen wird unser Staat dank dem Gebührenfinanzierungsgesetz zum Unrechtsstaat. Das ist Kapitalismus von der schlimmsten Sorte, hat mit Demokratie nichts mehr zu tun, wenn arme Haushalte, die gerade ein paar Euro mehr als HartzIV verdienen, von Staates wegen gezwungen werden, Millionäre mitzuernähren. Aus diesem Grund hat das Kabarett nach dem neuen Zwangsfinanzierungsmodell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hierin nichts mehr zu suchen.

Schon bei der Review zu 24 Wochen habe ich den Django Asyl zitiert, der meint, dass Kabarett Manchesterkapitalismus in Reinkultur sei. Wer mehr Zuschauer hat, der verdient mehr Geld. Die Stars unter den Kabarettisten müssen Multimillionäre sein, sonst haben sie etwas falsch gemacht. Diesen Befund bestätigt, wenn auch etwas wolkig, Günter Grünwald im Interview mit R. Ogiermann in der tz vom 24. November 2016. Da gibt Grünwald zwar seine Gage in Anfängerzeiten an, 300 Mark am Abend; aber wie viel er heute verdient, dazu sagt er nur: „Es hat super funktioniert“.

Dass Menschen wegen der Haushaltszwangsgebühr auf Kulturbesuche verzichten müssen, nur damit so eine aufgebrezelte Show plus Werbung für Kabarettmanchesterkapitalisten und Unterhalungsunternehmer gemacht werden kann, das geht mir nun grad gar nicht in den Kopf, dass so ein Popanz von Moderator, … nee, Ringlstetter soll leben, er soll gut leben – aber bittschön nicht von meinem Geld!

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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