Martina ‚Tini‘ Stoessel ist ein spanischer Schlagerstar, ein Komet am Schlagerhimmel mit einer verführerisch schönen, glockenhellen Stimme.
Um sie herum haben jetzt die Disney Studios als „Förderer junger Talente“ wie sie im Presseheft schreiben, Juan Pablo Buscarini (Regie) und Ramón Salazar (Buch) die Chance gegeben, einen Schlagerfilm zu drehen mit Martina als Protagonistin Violetta.
Violetta ist von einer strapaziösen Tournée mit all ihren Vermarktungsmechanismen erschöpft. Das Fass zum Überlaufen bringt ein Missverständnis, eine bösartige Handyinfo, dass ihr Freund Léon (Jorge Blanco) eine andere habe. Er macht gerade in L.A. Musikaufnahmen.
Martina entscheidet sich, eine Auszeit einzulegen, sagt ihre nächsten Verpflichtungen ab, nachdem sie auch noch in einer TV-Show vorgeführt wurde. Eine Einladung einer Freundin ihrer längst verstorbenen Mutter zu einem Sommeraufenthalt junger Künstler in Italien kommt gerade zupaß. Bis auf ihren Vater soll niemand wissen, wo sie ist.
Sie stöckelt auf massiven High-Heels köstlich im Süden Italiens ein, wird mit dem Schiff zu dem Landsitz gebracht von einem italienischen Bello, strahlendem, gutaussehendem jungen Mann, Caio (Adrian Salzedo). In ihm sieht sie tänzerische Talente, aber er ist mit Schifffahren und der Obsternte beschäftigt, ein Naturbursche, ein Naturtalent wie es ausgezeichnet in diese schwärmerisch gemalte mittelmeerische Landschaft passt.
Isabella (Angela Molino) ist die Gastgeberin, die die jungen Künstler anregt, ein Programm für das wundervolle Amphitheater aus römischer Zeit vorzubereiten, was selbstredend den Höhepunkt des Filmes ankündigt nach inspirierenden Begegnungen der jungen Künstler. Dies sind eine Modeentwerferin, eine Fotografin und zwei Musikkünstler, die ihre Freiheit produktiv nutzen und auch mal einen Konzertflügel mühselig auf einer Karre als Gruppenevent auf einen einsamen Flecken Erde transportieren, damit Martina ihre Kreativität wieder findet – oder sie feiern Glühwürmchenparty mit lauter Wonnepfropfen von Darstellern oder es gibt typisch italienische Vespafahrten.
Derweil versucht Léon, Violetta zu finden. Das ist eine Parallelhandlung zu ihrem Selbstfindungsprozess, der in so einem Film reichlich skizziert bleibt, die Parallelhandlung gipfelt in einem musikalischen Fernduett.
Der Film ist eine zauberhafte Alltaggsentfleuch-Süßspeise, Martina ist eine hübsche junge Frau, mit allerdings teils etwas altmodischen Kostümen, aber vielleicht ist das für Schlagersängerinnen so nötig.
Es geht um den Traum von einer schönen Welt, einer Welt, die einen nicht plagt, die einen durchatmen lässt, mit schönen, hoffnungsvollen Menschen, wobei die Macher sich nicht scheuen, auch dramatische Mittel auf dem Wege zum Höhepunkt einzusetzen: einsames Segelboot auf dunkler, aufgewühlter See, ein Felsbrocken im Meer, der an Böcklins Toteninsel erinnert, mit einem gestrandeten Liebhaber, Schiffbruch einer Seglerin; aber das Rezept filmische Süßspeise gewinnt schnell wieder die Oberhand, die zum glücklichen Ende führt.
Schön ist die Stimme der jungen Darstellerin allemal. Und die deutsche, weiche, ja schmalzweiche Synchro trägt ihr Süß bei. Ein Zuckerguss für neblige Novembertage fürs Zielpublikum. Herz-Schmerz-Traum-Wolken-Sonnenfilm. Und ein schönes Marketing-Produkt für die Sängerin Martina Stoessel. Und wir merken es uns und glauben es gern: mit Hingabe ist alles möglich.