The Comedy

Über diesen Film von Rick Alverson, der mit Robert Donne und Colm O‘ Leary auch das Drehbuch verfasst hat, kann ich nur eingeschränkt berichten, da die DVD möglicherweise unter einer allfälligen vorherigen Sichtung gelitten hat. Da es sich jedoch um einen kaleidoskopartigen Filme handelt, von der knapp ersten Stunde des 90-Minüters zu schließen, und da der Titel schon insinuiert, dass es sich um einen Themenfilm handelt, da ferner von einer Komödie weit und breit keine Spur ist, kann vielleicht eine Spekulation artikuliert werden: dass es darum geht, dass junge Autoren der Komödie auf den Grund gehen wollen, in verschiedenen Lebenssituationen die Grenzen des Witzes und des guten Geschmackes ausloten wollen und sich zwischendrin auch noch Gedanken über die Qualität von Witzen machen, wie weit die getrieben werden müssen, damit Schluss mit lustig sei.

Die männlichen Protagonisten sind alles bärtige, rundlich-bärige Männer mit Brillen, Mittdreißiger mit Tim Heidecker als Swanson als Primus inter Pares. Sie hängen rum, tanzen, hocken in Bars, auf Schiffen, fahren Rad oder treiben auf dem Bolzplatz Blödsinn, bewerben sich als Geschirrspüler oder Aushilfe. Nicht etwa, um Jobs zu bekommen, sondern um die Milieus auf ihren Comedy-Gehalt, ihr Witzpotential abzuklopfen; das geht nicht ohne Schläge unter die Gürtellinie, nicht ohne Sexismus- und Rassismus-Verweise.

Es gibt eine Diskussion über Penner, die Hobos, die die saubersten Schwänze hätten, denn die Geschäftsleute, die gieren nach Arbeitsschluss darauf, diese Schwänze zu lutschen, so dass sie ganz rot würden.

Der Film fängt mit einer traumhaft-lasziven Homo-Dance-Trance Nummer an. Später wird Swanson den Pfleger seines Vaters anmachen und Texte im Hinblick auf die Pflege, gerade auch im Intimbereich, seines bettlägrigen alten Herrn von sich geben. Praxistest des Witzes.

Als Gärtner bei feinen Leuten fragt er ungeniert, ob seine Mexikanos, die nur sagen können „nadal al piscina“, die Herrschaften fragen, ob sie mal kurz in den Pool springen dürften.

Alverson zeichnet eine forschende, intellektuelle, männliche Spätjugend, die sich gegen Zwangsverhältnisse mit Texten abzuarbeiten sucht, zwanghaft die Anpassung haßt wie die Pest, die kritisch sein will, aber nicht kritisch selbst wieder als Trend sondern als Autor-Sein, Texter-Sein, Comedy-Gehalt-Forscher sein.

Schwarze in einer Bar macht er an, er würde gerne eine Schwarze ficken. Es gibt Gespräche über Sklaven, über eine gute Sklavenernte, woraufhin ein literarisch-bös-komischer Text zum Thema Sklaven folgt.

Die Suche nach dem pikanten Sense of Humor. Eines dürfte dieser garantiert nicht und nie sein: politisch korrekt. Er ist böse bis unlustig, bleidigend und verletzend, er geht bis an die Grenze der Desavouieriung. In der coolen Gruppe werden Wahrheitssätze über die Männergruppe gesucht, sie würde die Familie ersetzen. In solcher Umgebung darf ein Bonmot zu Hitler nicht fehlen.

Eine Metafilm zum Thema Comedy. Dieses Thema wird, mit anderem Zugang anhand der Provinztournee eines Komikers, im Film Entertainment ebenfalls von Rick Alverson in concreto weitergeführt. Tja, und bitter, es gibt Autoren, die äußern nur jeden 10. Gedanken. Oder: Comedy-Autor sein heißt möglicherweise, ständig Texte gegen die vermeintliche Wirklichkeit zu produzieren – und zum Vornherein auf verlorenem Terrain zu agieren.

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