The Beatles: Eight Days a Week – The Touring Years

Wie ein Tsunami rollten die Beatles in den frühen 60ern über die Welt, ein unkalkuliertes, unkontrolliertes Ereignis, wie es in der Musikwelt vorher und nachher nicht wieder passiert sein dürfte.

Wie ein Tsunami rollt nun die Erinnerung an diese Ereignisse nach dem Drehbuch von Mark Monroe in der Regie von Ron Howard über die Leinwand, ein Zusammenschnitt aus Archivmaterialien mit kurzen, neuen Statements von Paul McCartney und Ringo Starr, so nochmal zum Ereignis werdend.

Zu sehen ist allerdings auch, wie die Teens, die sie bei ihren ersten Pilzkopfauftritten 1963 noch waren, in den drei Jahren der Tourneen erwachsene Männer geworden sind, denen die letzte Welttournee keinen Spaß mehr gemacht hat. Sie hätten da auch längst nicht mehr gut gespielt. Sie wollten Musik und nicht Zirkus. Tiefpunkt dürfte die Fahrt aus einem Stadion in einem Panzerwagen gewesen sein mit der Innenausstattung einer Konservendose.

Der Rummel um die Musikgruppe war unvorstellbar und wuchs sich innnert kürzester Zeit aus zu nie erlebten Konzerten in Stadien mit Zehntausenden von Zuschauern rund um die Welt mit kreischenden Mädchen und solchen die in Ohmnacht fallen. Dagegen scheinen alle heutigen, kalkuliert geplanten Musikkarrieren und auch das damit einhergehend gezüchtete Fantum wie ein blasser Abgeschmack.

Der Aufstieg der Beatles wirkt so besehen wie ein Phönix, der aus den Trümmern Liverpools nach dem Krieg erwuchs. Sie sind ausgezeichnete Musiker und Texter, die schon lange vor dieser Entwicklung kontinuierlich und viel gearbeitet haben und die sich nach diesen Wahnsinnserfolgen nach nichts mehr gesehnt hatten als nach ruhiger Studioarbeit und diese nach dieser Tourneezeit kreativ nutzten und damit musikalisch an der Spitze blieben und überraschten.

Es sind jede Menge Beatles-Lieder zu hören, jede Menge Konzert- und Probenmitschnitte. Nach dem ca. 70-minütigen Schnelldurchlauf durch jene kurze Zeit des phänomenalen Aufstiegs in eine Musikweltklasse, die es so bis dahin nicht gegeben hat, wird noch ein 30-minütiger Ausschnitt aus dem Shea-Stadium-Konzert von 1965 zu sehen sein.

Mich faszinieren vor allem die frühen Beatles, die mit einer Unverbogenheit und natürlichen Direktheit und keckem Witz ihre Lieder vortragen in den Anzügen, die ihnen ihr erster Manager verpasst hatte, und wie sie Interviewfragen beantworten. Nicht zu erwarten, dass die ein Fach „Umgang mit den Medien“ in ihrem Ausbildungsprogramm gehabt hätten. Auch hätten sie das Konzert in Jacksonville glatt abgesagt, da dort noch Rassentrennung galt, falls diese nicht für das Konzert aufgehoben worden wäre.

In den 60ern ist die Beatlemania wie eine Epidemie über die Welt gekommen. Jetzt gibt es eine späte Nachlese in 100 Filmminuten zu drei Jahren Musikwahnsinn. Das Ereignis muss so gigantisch gewesen zu sein, dass es offenbar erst heute möglich ist, mit viel, viel Distanz es so zusammenzufassen.

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