Im ersten Moment hört sich das lustig an, wenn in einem Film, der zur Zeit des römischen Reiches spielt , 33 n. Chr., mit einer Schlaufe 8 Jahre zurück, Englisch gesprochen wird, gutes, britisches Englisch. Und wenn sich dann schon bald ein abgrundtiefer Bruderzwist auftut zwischen einem leiblichen Fürstensohn, Jack Houston als Judah Ben Hur, und Tobby Kebbel als Messala Severus, dem Adoptivsohn, so darf man sich auf die höhere Shakespeare-Schiene gehoben fühlen, darf großes Drama erwarten und bekommt es auch gut gebaut geboten.
Wobei der Zuschauer womöglich erst auf dem falschen Fuß erwischt wird, indem er anfangs keinen Grund hat, Sympathie für Ben Hur oder für Messala zu entwickeln, da sie sich brüderlich vergnügen. Da dürfte ein gewisses Problem des Anknüpfens mit dem Interesse und damit des Mitgehens bestehen.
Messala wird sich auf die Seite der Römer schlagen, wird dort Karriere machen, während sein jüdischer Halbbruder im Interesse seiner Familie gegen die Römer kämpfen wird. Das bringt ihm 5 Jahre Galeere ein – auf Befehl des Adoptivbruders.
In einer Seeschlacht kann Ben Hur sich aus dem untergehenden Schiff befreien und wird bei Nomaden an Land gespült. Dort tritt ein großer Hollywood-Mime auf, Morgan Freeman als Ilderim, inzwischen der gute Gott von Hollywood oder Kinopastor, ein Menschenfreund, der den Fremden erst misstrauisch testet, seine Begabung mit Pferden feststellt und sich aus der Loyalitätsklemme Rom gegenüber mit dem Vorschlag befreit, dass Ben Hur beim Wagenrennen in der Arena von Rom gegen Messala antreten soll, um im Falle des erwarteten Sieges alle Freiheiten zu bekommen. 5 Jahre Galeere sind eine starke Motivation.
Hier ist der Punkt, wo ein Fünkchen Tagesaktualität aufblitzt, einige Sätze um diese Spiele würden ganz gut zu den durch und durch korrupten olympischen Spielen, die eben in Rio zu Ende gegangen sind, passen, auch im alten Rom wurde schon mit allen Mitteln gekämpft.
Während die Themen Machtkämpfe, Eroberung, Unterjochung zwar Ewigkeitsthemen, menschheitsgeschichtliche Dauerbrenner sind, wirken sie in der Inszenierung von Timur Bekmambetov (Abraham Lincoln Vampirjäger) nach dem Drehbuch von Keith R. Clarke und John Ridley nach dem Roman von Lew Wallace zwar höchst lebendig mit der gepflegten Theatralik und den Dialogen, aber eben auch nur als allgemeine Dauerthemen.
Was hingegen gar nicht funktioniert, das ist 3D. Sobald viel Bewegung vor der Kamera ist und wenn die Kamera sich selber auch noch schnell bewegt, was bei Schlachten und Kämpfen allzu gerne der Fall ist, dann kommt das Auge mit den schnellen Perspektiv- und Tiefenwechseln mit der Adoption nicht nach, fängt an zu schmerzen.