Ein Kinderfilm, ein Afghanistanfilm, ein Kriegsfilm, ein Survivalfilm, ein Opiumschmugglerfilm, ein melancholischer Träumerfilm, vor allem vielleicht doch primär: ein belgischer Film, den Peter Jan De Pue, der mit David Dusa auch das Drebhuch zu dieser Mischung aus Träumerei, Fiktion und Dokumentation geschrieben hat, mit surrealistischen Einschlägen versieht.
Surrealistisch bis pathetisch wirkt die Melange an Bildern, die De Pue um seine entlegenen Hotspots der dokumentarischen Beobachtung in Afghanistan assortiert; der Monolog eines jungen Afghanen über allem, der träumt, der erzählt vom König, den die Afghanen suchen, den sie einst hatten, Nasrullah, der selbst mit Dschingis Khan Geschäfte getätigt hat. Dann ließ er die Boten von Dschingis Khan umbringen. Seither herrscht Krieg.
Wie surrealistisch wirkt auch die reale Ruine des Königspalastes hoch über Kabul, in der am Ende eine Gruppe der jungen Protagonisten, mongolisch vermummt, einreiten wird. Es sind die Jungs, die in einer Jurte wohnen in Bozai Gombauz, einem früheren sowjetischen Vorposten.
Jetzt ist dieser Vorposten Dreh- und Angelpunkt für den Schmuggel nach Tadschikistan. Der scheint in den Händen berittener und mit Kalaschnikows bewaffneter Minderjähriger zu sein, die Wegzoll fordern. Sie überfallen Karawanen in der einsamen Gegend, sie treiben Handel mit Mohn und Gewehren, sie sammeln Munitionsschrott und verramschen den. Sie wiegen Gewicht in Anzahl Patronenhüllen. Sie führen sich auf wie erwachsene Männer, haben ein Fernrohr, das ausschaut wie ein Periskop und suchen damit die Gegend ab. Sie haben einen Anführer und schlachten ein Schaf gekonnt, bereiten es zu und verzehren es. Kinderkrieger.
Ein anderer Hotspot sind Amerikaner auf einem Hügel, die sich von Taliban umzingelt fühlen und ab und an wild drauflosballern in die schroffen, bewaldeten Abhänge. Sonst vertreiben sie sich die Zeit mit Gymnastik, gerne zu Techno-Sound, das ist zumindest filmisch ergiebig. Ihre Zeit ist begrenzt, denn Obama will die Truppen heimholen. Sie wird man abreisen sehen. Das hat für die Kinder entscheidende Folgen.
Ferner sieht man Kinder, die auf den blühenden Feldern Mohnkapseln anritzen, andere bauen Lapis Lazuli ab in einer Höhle, die 7000 Jahre alt ist, ein harter Kinderjob und die Lastesel leiden unter dem Staub, der schweren Last und den steilen Wegen.
Man sieht eine Art Panzerfriedhof, in dem die Kinder fündig werden. Dann bleibt Jan De Pue wieder an einem Greifvogel hängen, der über einem Tal kreist. Und wenn er sein Opfer ausgemacht hat und sich hinunter stürzt, so legt er als Sound den Einschuss einer Rakete darüber.
De Pue hat ein Auge für idyllische Bilder: die Buben, die auf einem ihrer Ausritte eine Pause machen und sich in einem Tümpel unter einem Felsvorsprung waschen, das Bad unterm Felsen.
Gegen die Idylle wird ein von den Buben arrangierter, blutiger Katzenkampf gesetzt. Zum Ende dreht Jan De Pue seine Schnittfolge zu einem exzentrischen Bildergefecht auf, das die Wildheit Afghanistans illustriert.