Weltliche Neugier und Wissensdurst werden in diesem Film von Peter Bardehle und Andreas Martin über die autonome Mönchsrepublik Athos nicht befriedigt.
Wie sieht die wirtschaftlich-finanzielle Konstitution dieser autonomen Mönchsrepublik auf einer griechischen Insel mit über 2000 Mönchen aus? Was ist daran am Reichtum, von dem im Zusammenhang mit der griechischen Finanzkrise die Rede war? Wie sind die politischen Rahmenbedingungen, haben die eigene Ausweise, was passiert im Falle eines Verbrechens, haben die eine eigene Justiz? Was sind die Vorgeschichten und Beweggründe für die Insel? Warum sind Frauen, bis auf die Mutter Gottes, nicht zugelassen? Wer macht die Hausfrauenarbeit? Da Bardehle die Fragen nicht stellt, gibt es auch keine Antworten.
Auch die cineastische Forderung nach einer spannenden Story bleibt unerfüllt, genau so wenig wie der alternative Wunsch nach dem Gegenteil, nach einem meditativen Film.
Bardehle und Martin haben wohl einen Kompromiss gesucht, um die Skepsis der Mönche der Filmerei und der Neugier gegenüber zu besänftigen, um andererseits die vielfältigen Förderer mit Ansätzen von Inhaltlichkeit und Information zu befriedigen, um ein ins Auge gefasstes Fernsehpublikum nicht gleich zum Wegzappen zu veranlassen und – die Hoffnung stirbt zuletzt – allenfalls Menschen mit Interesse an dieser Mönchsrepublik ins Kino zu locken und mit einem tendenziell impressionistischen Stil dem Wunsch nach Einkehr und Andacht ein Zückerchen zu geben.
Kamerakopter-Aufnahmen werden souverän eingesetzt, um das geheimnisvolle Objekt des Interesses plausibel ins Bild zu setzen bis hinauf zum höchsten Gipfel mit 2003 Metern. Bardehles Erfahrung mit den „von-oben-Filmen“ (Rheingold – Gesichter eines Flusses
und Die Alpen – Unsere Berge von oben) ist dabei hilfreich.
Die Kamera von Yannis Fotou lässt sich ferner gerne faszinieren nicht nur von den eindrücklichen Mönchsgesichtern mit ihrem naturbelassenen Teint und den Vollbärten, sondern auch von Feuerstellen, von Schnitzarbeiten, von Details der Rebpflege, dem Brotbacken, Essensvorbereitungen, Hausreparatur, Gebet oder Umbettung von Gebeinen.
In den Klausen, in denen einer oder kleine Gruppen von Mönchen mit ein bis zwei Vätern wohnen, war das Dokuteam offenbar willkommener als im großen Kloster, wo es zur Priesterweihe mit vielen auswärtigen Besuchern filmen durfte, Religionsfolklore der gepflegten Art inklusive Details aus religiösen Glockenspielen und Schlaginstrumenten.
Einige Aspekte aus dem Mönchsleben werden mit Statements abgedeckt über die Einsamkeit, lange Tage, Kämpfe, Glück der Glaubensgemeinschaft.
Der unique selling point dürfte im Geheimnis der Insel liegen, darin, dass die Mönche äußerst zurückhaltend sind mit der Erteilung von Dreherlaubnissen, dass sie ungestört sein wollen. So kann Bardehle uns Dinge zeigen, die wir nicht alle Nase lang in Dokumenationen zu sehen bekommen.