Der Nachtmahr ist ein süßes, knuddeliges, embryogreisenhaftes Animationswesen, das, real selbstverständlich, Coming-of-Age-Angst und Abnabelungsprojektionsfläche für die kalt behütet aufgewachsene (bürgerliche?) Tina (Carolin Genzkow) ist, die hier im Film von Akiz 18 wird und als Entwicklung im Film darin ihr Anderwesen gefunden haben wird.
Das Coming of Age geschafft nach knapp 90 Minunten Einsatz aller verfügbaren technischen Horrormittel des Kinos, spzieller Kameralinsen, Stroboskop-, Flacker-, Lärm-, Knall- und Gruseleffekten und der Warnung vor dem Film an Epileptiker.
Dennoch hat der Film mich erst in den letzten Minuten gefesselt, weil Tina da plötzlich zu handeln anfängt, eine Beziehung zu ihrem animierten Projektionsgeschöpf eingeht, es annimmt, nicht mehr allein ist.
Vieles mag richtig gedacht sein in diesem Film. Die Hilflosigkeit der Eltern anhand der Veränderungen und des Sich-Verschließens des Mädchens. Interessant ist auch die Behandlung eines Blaketextes bei der Englisch-Lehrerin, Kim Gordon, und die konträren Interpretationen von Jungs und Mädels.
Das mag jedoch den Eindruck nicht aus der Welt schaffen, das da einer versucht, seinem Lehrinstitut, der Filmakademie Baden-Württemberg, zu beweisen, was er alles drauf hat, ein Vorgang, der der Akademie schmeicheln mag, aber nicht dazu geeignet ist, ernsthaft Zuschauer in beachtlicher Zahl ins Kino zu locken, weil er ihnen eben nichts erzählt, was sie selber vielleicht schon ähnlich empfunden haben, aber nicht in Worte oder Bilder fassen konnten.
Vor lauter knalligen, lauten, rasanten, selbstdarstellerischen Effekten wird leicht übesehen, dass der verräterische Satz, was denn hier los sei, was jemand hier mache, zu bedenkenlos vorkommt, der noch immer im deutschen Kino ein sicheres Indiz für leichtsinnige Drehbucharbeit ist.
Wobei dieses Defizit diagnostisch leicht zu erfassen ist, während das größere Defizit schwerer zu evaluieren ist, nämlich uns für Tina zu interessieren, weil es so ein passives Defizit ist, eine Leerstelle, die nicht laut ist, mit Effekten wegknallt, sozusagen den Zuschauer wegdröhnt mit Können, statt ihn abholt mit Neugierde, ihm den Raum dafür lässt. Dann würden auch die Stereotypen von Eltern und Psychiater, Mitschüler und Mitschülerinnen erst richtig funktionieren, die ja genregemäß korrekt mit einer nachrangigen Schauspielergarnitur besetzt worden sind.
Jedenfalls ist eine Szene, dass sie auf die Straße pisst, nicht unbedingt dazu angetan, sich für sie zu interessieren. Die Effekte wirken als Selbstzweck. Deshalb fällt das Defizit des Feelings der Regie für die Darsteller gravierender auf.