Tatort: Das Recht sich zu sorgen (ARD, Sonntag, 22. Mai 2016, 20.15 Uhr)

Zuschauerbericht in etwa nach Minuten geordnet.

1 – 2
Vorspann, diffuse Bilder.
Gedanke des Zuschauers: die Kunst, Unwichtiges zu schildern?
Irgendwer sagt irgendwem „Guten Morgen“ und „Sie dürfen hier nicht nächtigen“.

5
Thema Körperspende wird in einem Fachwerkhaus behandelt.
„Es ist sieben Uhr, hallo“.

7
Ein Mädchen entdeckt, dass mit dem Papa etwas nicht stimmt und Mama findet es „Scheiße“, dass sie verschlafen hat.

8
Eine Mutter hat drei Monate lang nichts von ihrem Sohn gehört.
Das erste fränkische Wort fällt (richtig, Frankentatort!).

8,5
Das Kommissarspaar fährt durch die Gegend; Todesfall Schwinn; der Konjunktiv vermiest der Kommissarin alles.

10
Immer noch ist unkar, warum man sich für den Mordfall interessieren soll.
Aber der Kommissar weiß bereits auswendig, wie die hinterbliebene Tochter heißt. Er muss das Drehbuch sorgfältig studiert haben.
Der Gerichtsmediziner will keine fränkischen Todesfälle mehr. Recht hat er!

13
Die Kommissarin philosophiert über den Moment, wo man töten könnte und es nicht tut.

14
Die Fachwerkhauskneipe ist nicht mehr gut gelaufen.

15
Ich, der Zuschauer, hole mir was zum Knabbern aus der Küche.

15,5
Aha, eine Beziehungstat.
Die Polizei in blitzsauberen, weißen Overalls, die mit Polizei angeschrieben sind.

16,5
Das Fränkisch wirkt einschläfernd.
Der Assistent versucht, einen Brief vorzulesen.

17
Immer noch ist unklar, wieso ich mich für diesen Fall interesssieren soll.

18
Jetzt wird es spannend, es passiert etwas Überaschendes.
Eine Frau positioniert sich vor dem Polizeikommissariat mit einer Tafel, „Bitte suchen Sie meinen Sohn“.

19
Ein merkwürdiger Mix-Cast, Cast-Mix ist das.

20
In der Pathologie sagt eine Frauenstimme „Hallo“.
Offenbar ein Liebesverhältnis des Pathologen.

21
Und all das werde ich vom Staat gezwungen per Haushaltszwangsabgabe zu finanzieren, denkt sich der Zuschauer.

21,5
Eine Frau erklärt etwas von Körperspende. Ich gehe aufs Klo und spende Wasser.

24,5
Ein Junggesellenabschied platzt in eine Stehparty von Befragung hinein.

25
Die Anatomie von Würzburg wird gepriesen (aha, Frankentatort!).

26
Aufklärung über Herzklappen.

26,5
„Meine Skelette sind alle komplett in Ordnung“.
Der übernächtigte Student hat an einem Spenderschädel eine Entdeckung gemacht. Die soll wohl kriminalistische Neugier wecken.

28
Der Titelsatz ist gefallen. Er bezieht sich auf die Frau vor dem Kommissariat mit dem Sohn-Such-Schild. Die Kommissarin sagt ihn zu ihrer Verteidigung, jede habe ein Recht sich zu sorgen – ich sorge mich allmählich um die Marke Tatort.

30
Eine halbe Stunde ist vorbei. Ich hol mir einen Kaffee, denn die Fahndung läuft bundesweit und die Frau vor dem Kommissariat ist ein Fanal, bla, bla.

31
Jetzt wird geschliffen Hochdeutsch gesprochen wie auf der Bühne, das ist aus der Küche zu hören.

32
Aufklärung über das Thema Maseration, vernehme ich aus der Küche.

34,5
Zurück aus der Küche mit Kaffee.
Habe ich etwas verpasst?

Oh, da schaut ein auf fernsehverwildert gechminkter Mann durch ein Gebüsch, sicher ein Böser.
Grad glaubwürdig sind die alle nicht, diese Figuren. Glaubt denn heute ein jeder, er könne Drehbücher schreiben?

37
Einer findet es nicht ganz uninteressant.
Bei mir schrillen alle dramturgischen Alarmglocken bei dem Satz: „Was machen Sie denn hier?“. Das frage ich mich auch.

38
Der Kommissar wird fahrradschiebend zutraulich zur Hinterbliebenen.

39
Kurz eingenickt.
Hundegebell im Hintergrund und Grillenzirpen
haben mich in eine andere Sphäre entführt.
Wie kann man nur so einen langweiligen Film machen?

40,5
„Kostet Scheiße einen Euro“.
Jetzt guckt einer sorgenvoll.
Es ist ja nicht so, dass ich nicht die Bereitschaft hätte, mitzugehen, mich reinziehen zu lassen, aber hier gibt’s grad so gar keinen Anhalts- oder Anknüpfpunkt dazu. Was hat sich die BR-Redakteurin Stephanie Heckner nur gedacht, ist sie vielleicht über dem Manuskript weggedöst?

42,5
Wieder fast eingenickt.
Jetzt versuchen sie es mit Düsternis und bedrohlicher Musik geheimnisvoll und spannend zu machen.
Wie kann man nur so wenig Interesse an den Figuren haben?

44
Ach die suchen wen.
Igitt, Pathologielektion, ein Herz mit bloßen Händen rausnehmen.

45
Oft kann Andreas Senn, der Regisseur, diese Szene nicht geprobt haben.
Die Kommissarin hat einen Geistesblitz. Sie checkt, dass so ein Herz ganz schön schwer ist.

46
Gleich werf ich einen Gegenstand auf den Bildschirm.
Zum Glück können die Darsteller meine Ausrufe nicht hören.

48
Etwas muss sich ändern an diesen Tatortproduktionen; wie blöd bin ich denn, dass ich das mitfinanzieren muss?

49
Ein Platzregen bei Sonnenschein aber ohne Regenbogen. „Brauchst Du eine Jacke?“.
„Alles halb so schlimm“.

49,5
Info über das Funktionieren der Pathologie. Die hier gezeigte scheint kinderreich zu sein.

50
Es wird im Regen um ein Handy geturtel.
Werde ich die nächsten 40 Minuten noch durchhalten?
Wäre Durchhalten ein Zeichen von staatsbürgerlicher Solidarität, von Demokratiebewusstein?

52
Die Kommissarin spricht „Ui, das ist ja mal interessant“; Hauptsache, sie findet das; wenn wir nur wüssten was.
„Die haben genug Skelette.“
„Und dann spült man alles kräftig aus.“

52,75
Action.
Hunde im Wald auf Fährtensuche, musikalisch bedeutungsvoll untermalt.
Aber schon brechen sie ab, bevor richtig Action draus wird. Action Interruptus.

53
Die Kursteilnehmer sind in der Mittagspause.
Sind wir hier in einem Hauptseminar über Leichenpräparation?
Die Autorin Beate Langmaake hat fleißig recherchiert. Hätte sie sich mal besser um die Menschen gekümmert.

55
Die Kommissarin will wissen, ob die Arbeit mit Leichen die Einstellung zum Tod ändert.

56
Ein Mädchen erzählt etwas vom Eiskauf.

57
„Um die Zeit sind die Zahnärzte alle auf dem Golfplatz“.

58
Ach, der Herr Kaiser, der aus der Werbung von anno dunnemals?, der spielt auch mit?
Warum wirkt das alles so unnatürlich?

59,5
Die Kommissarin steht vor einem Problem. Sie schaut versonnen. Wir drücken die Daumen, dass sie es innerhalb der Sendezeit noch löst.

60
Scheiße, ich muss das alles über die Haushaltszwangsgebühr mitfinanzieren.
Einer macht das Gas an.

61
Einer schreit,
so wie ich es am liebsten auch tun würde.

62
Romy hat einen Sprachfehler. Gaumenspalte?
„Putzfrauen kennen sich im Institut bestens aus.“

63
Warum drehen die das überhaupt, wenn offenbar keine Zeit für Sorgfalt und Gründlichkeit ist?

63,5
Kommissärchen hat einen klugen Schluss gezogen.

64
Ich tigere unruhig auf und ab im Zimmer, das ist ja nicht auszuhalten.

65
Die Kommisssarin ist menschenfreundlich. Sie darf eine traurige Nachricht überbringen.

66
Wenn ich normaler Fernsehzuschauer wäre, hätte ich längst weggezappt; aber ich richte mich feedbackend auf die Chose ein und komme mir vor wie ein Leichenpräprator.

67
Die haben alle so keinen Power, keine Freude, kein Engagement, kein Need und schon gar keinen Humor; sie wollen offenbar lediglich zeigen, wie gut sie es machen. Das sollen sie von mir aus vor einer Prüfungskommission, aber doch nicht im Hauptprogramm des öffentlich-rechtlichen Zwangsfernsehens, das aus dem Gedanken des Schutzes und Erhaltes der Demokratie heraus geboren wurde.

70
Dazu die ganzen Rhythmus-, Tempo- und Szenenauflösungsprobleme.

71
Ein Satz, der von richtigen Pferden handelt.
Jetzt ist der Tiefpunkt an Durchänger erreicht, der Zusammenhang geht mir verloren. Jemand war fleißig.

72
Die Kommissarin, also ihre Darstellerin, die ist eine echt Professionelle und ragt weit über dem übrigen Cast hinaus.

73
Welche Qual für die Ohren, dieses komische Fernsehdeutsch angereichert mit ein paar müden Brocken Fränkisch.

74
Ich gebs auf. Ich schmeiß hin.

75
Um wen geht es eigentlich?
Ach so, wie schon neulich, ist doch der Milchbubi der Mörder?

78
Agnieszka. Agnieszka. Agnieszka.
Jetzt kommts schon zum Ende!

79
Was will uns dieser Tatort über unsere Gesellschaft, über unsere Lebenswelt erzählen?
Hasenschartenmenschen haben’s schwer?
Kneipen, die nicht gehen, soll man abfackeln?
Es ist nicht gut, wenn Mütter verschlafen?

81
Hasenjagd übers Feld, Polizei hinter zwei Mädchen her.
Ich beglückwünsche mich, bis jetzt durchgehalten zu haben. Noch neun Minuten. Jetzt müssen sie aber etwas Dramatisches noch reinhauen.
„Sie haben ein Messer genommen?“.
Weinendes Geständnis.

82
Lasst gut sein, lasst gut sein. Die wollen doch alle nur ihr Geld verdienen. Und sie betteln ja nicht darum. Der Staat holt es von uns und schiebt es ihnen zu.

83
Grau, mein Freund, ist alle Theorie.
Wie man sich doch im Alter von Menschen täuschen kann.
So ein mörderisches Liebespaar.
Und das in Franken. Na sowas.

Wer nach diesem Tatort weiß, was eine Maseration ist, der hat ihn bestanden.

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