Bauernopfer – Spiel der Könige

Rekapitulationsfilm vor allem aus der Nähkästchenperspektive und mit Tendenz sowie Illustrationsfilm zum Thema Paranoia anhand des amerikanischen Weltklasseschachspielers Bobby Fischer nach einem Drehbuch von Steven Knight + 3 und in der Regie von Edward Zwick oder die Illustration der Behauptung, Schach sei als Thema fürs Kino eher schwierig.

Die These ist die, dass der Amerikaner jüdischer Herkunft Bobby Fischer der größte aller Schachspieler sei. Der wird aber vom KGB zur Paranoia getrieben und nur unter Aufbietung aller vaterländischen Kräfte und Tricks gelingt es ihm, 1972 in Reykjavik den russichen Großmeister Spassky zu schlagen, was in der weltpolitischen Dimension in dem Zusammenhang zu sehen sei, dass Amerika China verloren habe, dabei sei, Vietnahm zu verlieren und also wenigstens diesen Triumph nach Hause bringen müsse.

Der Film fängt 1951 an, wie der Bub Bobby ein Auto von 1952 vor dem Haus stehen sieht mit dubiosen Gestalten drin, die Fotos schießen und er möge eine solche Beobachtung doch bitte den Eltern mitteilen. So wird die ewige Ausspioniererei, die gerne aus subjektiver Kamerasicht des Spions gezeigt wird, eingeführt. Kalter Krieg und McCarthyismus.

Zügig werden nun verschiedene Karrierestationen und auch kurze Spots auf das zerrüttete Familienleben von Bobby mit Darstellern verschiedenen Alters, die alle hervorragend nach Originalfotos gestylt sind, rekapituliert, mit zeitgeschichtlichem Footage angereichert und unter Berücksichtigung der stetig wachsenden Paranoia, zum Beispiel dass er in Hotelzimmern immer ganz laut Musik hört oder die Telefonhörer auseinanderschraubt, auf den Titanenkampf von Reykjavik 1972 hingeführt, zum Höhepunkt in Fischers Karriere und auch in der Schachwelt, besonders Partie 6 soll in die Geschichte eingehen samt Applaus des überraschten Gegners.

Der Absturz Fischers nach dem Höhepunkt bis zu seinem Tod wird mit kurzen Inserts und Texttafeln burschikos abgehandelt und nachgeliefert.

Durch den Fokus auf die Paranoia und das Schach fällt es schwer, mit Fischer mitzugehen, mitzuleiden oder mitzutriumphieren. Er ist zwar umgeben von Chargen wie dem Anwalt oder dem schaschpielenden Pastor. Aber die sind nicht an menschlicher Beziehung interessiert, sondern nur daran, das Schachgenie am Laufen und am Spielen zu halten, es allenfalls vor Papparazzis und den Medien und nunnötigem Lärm (wie selbst das Laufen einer Kamera als solcher wirkt, das zu zeigen versteht Zwick hervorragend) zu beschützen. So dürfte Zwick jedoch nicht mal ein Remis gelungen sein. Und, Schachzüge auf der Leinwand nachvollziehbar zu zeigen, das interessiert ihn schon grad gar nicht.

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