Die Chefin – The Boss

Unzimperlicher Mix aus kahlschlägerischer Kapitalismus-Karrierismuskritik und derber Weiberklamotte, die von der deutschen Routinesynchro nicht verfeinert wird.

Melissa McCarthy ist auf Liz Taylor gestylt und mit Kragen am Hals gewärmt, der offenbar eine Halskrause verdecken soll. Sie spielt die erfolgreiche Geschäftsfrau Michelle Darnell, eine der reichsten Ellenbogenfrauen des Landes, Milliardärin und sieht sich keineswegs als Verbrecherin bloss wegen eines kleinen Insiderhandels, das ist nun wirklich kein Verbrechen.

Ihr Widersacher und früherer Liebhaber Renault, Peter Dinklage, bringt die Angelegenheit an den Tag und vor Gericht und Michelle in den Knast. Sie hatte ein schweres Schicksal als Waisenmädchen, das ist der Prolog, wie sie von immer neuen Pflegeeltern immer wieder in das Waisenhaus zurückgebracht wird, nicht zu gebrauchen. Das wird sie innerlich hart gemacht haben, zu einem richtigen Aas, das nur sich und den eigenen Erfolg sieht, die wie eine Dampfwalze über alle menschlichen Gefühle hinwegrollt. Dass sie dadurch keine Freunde gewonnen hat, merkt sie nach der Entlassung aus dem Knast, wie sie mittellos dasteht.

Es folgt das Kapitel der vorgeblichen Resozialisierung. Ihre ehemalige Assistentin Claire, Kristen Bell, ist gut genug dazu, die Obdachlose aufzunehmen; hier wird Michelle dem Ferment „Familie“ ausgesetzt, gegen welches sie sich als resistent erweist. Sie fährt ihre Ausnutzer- und Leutebenutzerschiene unbeirrt fort. Baut an einem neuen Imperium, das auf Produktion und Verkauf der unwiderstehlichen Brownies von Claire gründet.

Der Weg dazu ist gepflastert mit einem knalligen, unverblümten, mit Beschimpfungen und Flüchen nicht sparenden Zickenkrieg gegen die ehrenamtliche und freiwillige Aktion der „Pusteblumen“, eine „stinkende Humus essende Schlampe“ ätzt Michelle ihre Gegnerin an; sie baut eine militante Verkaufsorganisation aus braven Mädchen auf, rote Berets und überdimensioniertes Stalin/Che Guevarra-Abzeichen, und verarscht Claire, der sie Teilhaberschaft versprochen hat.

In Spy – Susan Cooper Undercover war Melissa McCarthy das umwerfende Mauerblümchen von Büromamsell beim Geheimdienst, das plötzlich mit den Fährnissen eines wilden Außendienstes konfrontiert wurde; das war umwerfend; umwerfend ist sie auch jetzt noch insofern, als sie sich oft umwerfen lässt, sei es vom Klappbettt an die Wand oder dass sie die Treppe runter oder vom Hochhaus fällt, immer findet sich ein Grund, sie durch die Luft zu schleudern. Immer wieder lustig. Vielleicht ist in solch wilder Action das Geheimnis ihrer Halskrause zu finden.

Stark ist die erste Szene, wo sie mit typisch amerikanischem Jubel in großer Halle ihren Erfolg feiert; dieser konzentrierte, ernste Blick, dieses stählerne Siegesbewusstsein, diese Ruppigkeit, die frei von Selbstzweifeln ist, kommen lebensecht rüber.

Erst spät fängt das Element Familie an, positiv zu wirken, was zu ein paar bewährt klamaukigen Reparaturhandlungen und dann endlich zum glücklichen Ende führt.

Faktisch steckt auch hinterm Film die Familie. Melissa McCarthy ist die Chefin, denn sie ist mit ihrem Mann Ben Falcone nicht nur Produzentin, sondern hat mit ihm, der die Regie führt, und mit Stefe Mallory auch das Drehbuch geschrieben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert