Oh là là, qu’est-ce que c’est, was für ein Abenteuer, mit dem alten Jean-Paul-Belmondo und seinem Sohn Paul im Kabriolet an Drehorte berühmter Filme zu fahren, welch Vergnügen, welch Input an guter Stimmung, welch anregende Reise.
Ein Filmstar sei ein Schauspieler, der selbst einem mittelmäßigen Film zu Glanz verhilft, so ist in diesem Film zu hören. Ähnlich verhält es sich mit dieser mitreißend-unterhaltsamen Dokumentation, die von Belmondo-Sohn Paul als Hommage an den Vater schon im Titel deklariert ist und bei der Régis Mardon Regie führt.
Im gewohnten Biopic-Stil werden Szenen zusammengestellt aus Filmen von Belmondo, aus Interviews, von Drehbarbeiten gemischt mit Statements von Weggefährten, Regisseuren, dazu Videos und Fotos aus dem Familienarchiv sowie Szenen vom Roadtrip, den der Sohn mit dem Vater unternimmt. Leitfaden durch dieses Biopic ist Belmondo selbst, der just diesen Startypus repräsentiert, der noch jeden Film zur Besonderheit werden lässt – so auch diesen.
Die einzelnen Elemente werden zu einem anregenden, erfrischenden, überwältigenden Blumenstrauß gebündelt, aus dem uns durchgehend Belmondo begeisternd entgegenschaut und der Lust auf Kino macht, auch auf Rückblicke in die Zeit, die von ihm mitgeprägt wurde, die Zeit der Nouvelle Vague in Frankreich.
In dokumentierten Roadtrip Vater-Sohn oder in Archiv-Aufnahmen kommen nebst Jean-Paul Belmondo und seinem ihn interviewenden Sohn Paul zu Wort: Ursula Andress, Brigitte Bardot, Alain Delon, Claude Brasseur, Philippe de Broca, Geschwister, Eltern und Oma von Jean-Paul, Claudia Cardinale, Costa-Gavras, Vittorio De Sica, Sophia Loren, Claude Lelouche, Jean Marais, Jean-Pierre Melville, Ariane Mnouchkine, Jean Rochefort, Henri Verneuil und viele, viele andere bis hin zu einem Mann, der als Bub in Rio einen Schuhputzer für Belmondo gespielt hat.
Es lebt eine Kinozeit hoch, in der die Jugend immer gespannt war auf die neuen Filme ihrer Stars wie Belmondo oder Alain Delon. Belmondo wird charakterisiert als einer, der irgendwie immer ein großes Kind war und es heute noch ist, der lieber rumgealbert hat und im Moment, wenn die Klappe geschlagen wurde, in Sekundenbruchschnelle sich auf die Rolle konzentrierte; ein Mann, der nicht dem gängigen Schöneitsideal entspricht, aber enorm verführerisch wirkt.
Die Reise geht zuerst nach Italien, Cinecitta, Gespräch über die Frauen, Kinder hat er nur von den beiden, die er geheiratet hat. Es war immer Liebe auf den ersten Blick. Brigitte Bardot hat er vergöttert, mit ihr nie gedreht, nur geprobt und ihr die Brust gestreichelt. Es geht entlang der Côte d’Azur nach Monaco, wo er den Familienurlaub verbrachte, sich voll den Kindern widmete, Papparazzi verdrosch und auf Wasserskiern waghalsig Tempo gab. In Südfrankreich hingen seine Plakate in allen Polizeistuben. In Paris hat alles mit dem Theater begonnen. Anfangs hat er in Krankenhäusern gespielt. Bald ist der wiegende Gang dieses jungen Mannes aufgefallen. Er hatte sich als junge Gaukler absolut frei gefühlt. Chabrol und Godard haben ihm den Weg ins Kino eröffnet. In Rio geht es um das Thema Stunts. Welch hochriskante Aktionen Belmondo selbst gespielt hat bis zum Aufspringen ans Seitenfenster eines fahrenden Busses ohne Absprerrungen im laufenden Verkehr in Guerillamanier und die Businsassen wussten nicht, was los war. Oder Exzesse in Mexiko. Und jede Menge Anekdoten. Auf dem Konservatorium hat es ihm nur zu einer lobenden Erwähnung gereicht. Dass in jener Zeit in Paris sich einige junge Künstler wie eine Bande zusammengerottet hatten.
Der Star Belomondo, der einem die Freude an Kino wiedergeben kann, mit dieser unglaublichen Symmetrie zwischen Mensch und Rolle, ein lebende Legende, der die Sprache der Straße spricht, obwohl aus einem Künstlerhaus – sein Vater war Bildhauer -, der über den Moden steht, der immer unterhaltsam ist, erfrischend, nie bierernst, mit strahlender Präsenz; der mit seiner Persönlichkeit die Filme prägt; der in jeglicher Art von Kleidung glaubwürdig sei, ein Akrobat der Seele und des Herzens.
Haltung zur Kunst: auf die Frage, warum er dauernd in den Louvre gehe, habe sein Vater geantwortet, „um zu lernen“; da war er gerade mal 80.
Sicher, man kann kulturphilosophisch oder kultursoziologisch ins Gründeln kommen, warum ein Star, dessen Wirkung wie eine Injektion an guter Stimmung und positiver Energie ist, typisch für die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts ist, in welcher Zeitspanne er mehr als die Hälfte seiner Filme gedreht hat, siehe IMDb. Ob es sich um eine Art unbedingten Willen der ersten Nachkriegsgeneration handelte, die mit dem aufkommenden Wohlstand etwas haben will vom Leben, die Zukunft haben will, die Chancen haben will, die alles für möglich halten will? Jedenfalls ist so eine Figur als Symbol für die heutige Zeit, in der Verteilkämpfe, Besitzstandswahrung, Karrierismus, Pfründentum und die sich weitende soziale Drift ganz andere Rahmen setzen, als Ideal für die nachwachsende Generation schwer vorstellbar.
Zu diesem Film verlosen wir 2 DVDs des Films. Um an der Verlosung teilzunehmen, unten in einem Kommentar bis zum 25. April 24.00 Uhr schreiben, welche Rolle Belmondo für Euch gespielt hat, als Ihr Euch Euren Filmgeschmack entwickelt habt. Unter allen Kommentaren, die nicht gelöscht werden müssen (Beleidigungen usw.), entscheidet ein Zufallsgenerator.
Hab ihn gefühlt zeitgleich im TV in Das Geheimnis der falschen Braut, Das Superhirn und im Kino in Ein Irrer Typ gesehen und erstmals gemerkt, welche Bandbreite ein Darsteller haben kann (und dass es gute und weniger gute Komödien gibt – im Irren Typ ging mir B. gehörig auf die Nerven).
Für mich spielte Belmondo eine ziemlich große Rolle.
Als ich wirklich aktiv mit dem Filmschauen angefangen habe, hab ich immer wieder von anderen gehört, dass ich mir unbedingt Filme mit Belmondo ansehen solle. Das hab ich ziemlich lange vermieden (den Grund dafür weiß ich leider nicht mehr) aber als ich dann das erste Mal einen Film mit ihm gesehen hab, war ich überrascht und ich hab mir nach und nach weitere angesehen.
Belmondo hat mir gezeigt, dass man einen Schauspieler nicht unbedingt einem Genre zuteilen kann und man nicht sagen kann „Dieser Schauspieler ist nur in diesem Genre gut“.
Er hat mir gezeigt, wie vielseitig man sein kann!
Mit freundlichen Grüßen
Patrick
Die Frist zur Teilnahme am Wettbewerb ist abgelaufen – DIE GEWINNER STEHEN FEST –
Herzliche Gratulation an Patrick und Michael und vielen Dank für Eure differenzierten und persönlichen Feedbacks und viel Spaß mit der Belmondo-DVD!
Ihr werdet noch mit einem separaten Mail benachrichtigt und um Angabe einer Postadresse zum Versand der DVDs gebeten.
stefe