Silent Heart – Mein Leben gehört mir

Eine dänische Kinoperle von Bille August (Nachtzug nach Lissabon, „Fräulien Smillas Gespür für Schnee“) zum ernsten Thema Sterbehilfe wegen ALS (in Deutschland zuletzt, in Hin und Weg verballhornt).

Esther, Ghita Norby, ist soweit, sie leidet unter ALS, sie lässt Gegenstände fallen, hat Mühe, sich zu bücken, ist aber noch weit entfernt davon, todkrank zu sein. Sie hat sich für den freiwilligen Abgang entschieden.

Ihr Mann Poul, Morten Grunwald, ist Arzt und wird ihr den nötigen Pillenmix zusammenstellen. Die Familie und die beste Freundin Lisbeht, Vigga Bro, auch eine alte Dame, sollen zugegen sein: die Töchter Heidi, Paprika Steen und Sanne, Danica Curcic, wobei diese selber gegen Depressionen kämpft. Sie kommt mit ihrem Joint-Raucher Dennis, der auch gerne trinkt. Dazu Heidi mit ihrem Mann Michael, Jens Albinus, und ihrem halbwüchsigen Sohn Jonathan, der charmante Oskar Saelan Halskov, der gerade mit seiner ersten Verliebtheit kämpft, was zu einer süßen kleinen Ratgeber-Szene von der Oma zum Enkel führt.

Aber oh Horror, wie will man das überstehen, zusammenzukommen als Familie und auf das letzte Stündchen von Gattin, Mama, Oma, Schwiegermutter und Freundin zu warten? Man macht Musik, tanzt um den Christbaum, möchte es nochmal recht schön miteinander haben, schaut alte Fotos an. Der Tod kann ein verdammt unangenehmer Geselle sein, wenn er sich mit festem Termin ankündigt.

Bille August und Christian Torpe machen es uns nicht so einfach. Sie bauen menschliche Ränke und Rankünen ein, um diesem angesagten Tod vielleicht doch noch ein Schnippchen zu schlagen.

Man kann nur fassungslos zuschauen, wie aus so einem kleinen Produktionsland wie Dänemark solche Kinokleinode kommen, wie sie Deutschland mit seiner Subventions- und Fernsehabhängigkeits-Struktur nicht im entferntesten zustande bringt. Auch mit den Schauspielern nicht. Die werden von August auf den Punkt geführt. Dabei hat er garantiert keine so große Auswahl wie deutsche Caster sie hätten. Und wie sich das Dänisch angenehm anhört. Bitte ums Himmels willen keine deutsche Synchronfassung erstellen und den Film verderben!

Bedingung für den selbstgewählten Exitus von Esther: die ganze Familie muss einverstanden sein – eine Bedingung, die es in sich hat.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert