Applausorgien für die bachimprovisierenden Straßenkids aus der Besserungsanstalt aus Brasilien in Bückeburg zeigen, wie gerührt dieser Film von Ansgar Ahlers, der mit Soern Finn Menning auch das Buch geschrieben hat, von seiner eigenen Geschichte ist.
Immerhin eine Geschichte. Ein deutscher Provinzmusiker erbt in Brasilien, wo er seine Jugend verbracht hat – diese Vorgeschichte erzählt der Film in lockerer Fotoalbum-Umblättermanier – ein Originalnotenblatt von Bach, muss aber nach Brasilien reisen, um dieses in Empfang zu nehmen.
In Brasilien wird er beklaut. Auf der Suche nach dem Diebesgut inklusive Notenblatt gerät er in eine malerische Korrektikonsanstalt für diebische Straßenkids. Macht mit denen Musik. Die erpressen ihn mit dem Notenblatt, das sie allenfalls finden könnten, wenn er sie mitnimmt nach Deutschland an das Bachfestival in Bückeburg – das wollten brasilianische Straßenkinder schon immer.
Die Pfunde, mit denen der Film wuchert, sind die Kids aus Brasilien, die brasilianische Landschaft und die Musik von Bach. Den Stempel des wohlgemeinten Kindertheaters drücken ihm Edgar Selge als Provinzmusiker und hagestolziger Durchs-Leben-Stümper sowie Dulce, Thais Garayp, die dicke Gefängnisaufseherin auf.
Eher privat dürfte sein, dass Selges Film-Kollegin Marianne seine Ehegattin im Privatleben, Franziska Walser ist, und – darauf hätte man wetten können und wartet direkt drauf, dass sie noch Szenen in Brasilien zu spielen hat, denn so konnte das Ehepaar diesen Ausflug auf Geschäftskosten machen. Obwohl die Szene nun wirklich entbehrlich gewesen wäre. Wenn schon Subventionsschauspieler, dann schon richtig und alles mit allem Drum und Dran mitnehmen.
Die Besetzung des Ehepaares zeigt aber auch, dass nicht primär schauspielerische Qualifikation den Ausschlag für die Besetzung gegeben haben dürfte, sondern die gute Verbandeltheit, Verpfründetheit. X andere deutsche Schauspielerinnen hätten so eine Marianne auch spielen können.
Was den Rhythmus anbelangt, den eine Komödie, wenn sie erfolgreich sein will, beherrschen muss, da sollte Ansgar Ahlers noch feilen, trotz netter Pointen und Brasilianitá und Bachité fehlts ab und an deutlich am Tempo. Aber ein Dampflokfahrt in einem leeren Zug durch den Dschungel Brasiliens, das wäre schon mal was.