Trumbo

Erklären kann und will dieser Film von Jay Roach nach dem Drehbuch von John McNamara, dem das Buch von Bruce Cook zugrunde liegt, das schmerzlich, widerwärtige, Vertrauen und Menschenschicksale zerstörende, die Atmosphäre vergiftende Phänomen der Gesinnungsschnüffelei nicht.

Der Film erzählt lediglich, und das überaus sorgfältig, chronologisch wie in einer Nachbebilderung für einen Abreißkalender ein Stück aus dem Leben des berühmten Drehbuchautors Dalton Trumbo (Exodus, Spartacus, der 1956 oscargekrönte „The brave one“ und bei IMDb sind viele Filme, bei denen er „uncredited“ ist, verzeichnet).

Das hat mit seiner Lebensgeschichte und den Verfolgungsexzessen der McCarthy-Ära zu tun: die panische Angst, die in Amerika vor dem Kommunismus herrschte, völlig irrational und wozu die führte: wer irgendwie verdächtigt oder denunziert wurde, musste vor Gremien aussagen, durfte, wie es eine Szene zeigt, nur mit Ja oder Nein antworten; die Gremien hatten Macht; wer verdächtigt war und sich den Gremien nicht fügte, konnte ins Gefängnis kommen, hatte Berufsverbot erhalten, war gesellschaftlich geächtet.

So erging es Dalton Trumbo, einem der „Hollywood-Ten“, die für ein Jahr ins Gefängnis wanderten, obwohl er ein besonders erfolgreicher Autor war, bloß weil er siche weigerte, auf Fragen nur mit Ja oder Nein zu antworten,.

In so aufgepeitschter Stimmung spielt fachliche Qualifikation keine Rolle mehr. Ein jeder ist sich selbst der nächste; anfangs noch solidarisch, später werden manche zu Lügnern, Verleumdern und Gegnern, nur um die eigene Haut zu retten, ein wüstes, widerwärtiges Hauen und Stechen. Charakter scheint keine Voraussetzung zu sein, um im Showbusiness Karriere zu machen.

Nach der Entlassung aus dem Gefängnis muss Trumbo seinen Landsitz verkaufen, in ein kleineres Haus mit misstrauischen Nachbarn ziehen, denn der Makel „Kommunist“ hängt ihm nach. Er muss dringend Geld verdienen, steht aber auf der Schwarzen Liste. Das hat zur Folge, dass er als Autor schwarz und inkognito arbeiten muss. Auch das wird in eindrücklichen Szenen gezeigt, wie er sich um Arbeit bemüht, wie er in drei Tagen ein Manuskript unter falschem Namen und für einen lächerlichen Preis abliefert.

Er perfektioniert seine Pseudonym-Schreiberei unter verschiedenen Namen, schreibt bis zur Erschöpfung Tag und Nacht, liefert den Studios Bücher, denn die sind dringend auf Erfolge angewiesen.

Anrührend ist die Szene, in der er für sein Pseudonym Robert Rich den Drehbuchoscar 1956 gewinnt. Offiziell zuerkannt wurde er ihm erst 1975, ein Jahr vor seinem Tod. Er widmete ihn seiner Tochter, die drei Jahre alt war, als er mit dem Schreibverbot wegen Missachtung des Kongresses (Contempt to Congress) und zu Gefängnis verurteilt wurde, weil er sich weigerte das Fragespiel, das nur Ja- oder Nein-Antworten zuließ, mitzumachen.

Erst mit Spartacus und dank Kirk Douglas, Otto Preminger und Stanley Kubrick konnte er seinen Namen wieder offiziell verwenden. Eine Bemerkung von John F. Kennedy, die im Film vorkommt, gab den Segen dazu.

Im Abspann des Filmes gibt es ein Statement von Dalton Trumbo, in dem er die Sache reflektiert; er ist nicht nachtragend, er findet, alle Beteiligten hätten unter dem McCarthysmus gelitten, dadurch sehr viele Schmerzen gehabt, weshalb er den Oscar seiner Tochter vermacht, die drei Jahre alt war, wie der Boykott angefangen hat. Was aber der Film auch zeigt, wie selten taugliche Drehbuchautoren sind.

Schwere Verletzungen der Civil Rights gibt es in Amerika immer noch, heute im Krieg gegen den Terror, Guantanamo, illegal Renditions, Drohnenabschüsse eigener Bürger.

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