Janis: Litte Girl Blue

Dieser Dokumentarfilm von Amy Berg versammelt jedwede Menge von Statements von Weggefährten und Verwandten, Geschäftspartnern, Lovern, Produzenten und Musikern, Archivfootage, Kontaktbögen von Fotosessions, Konzertmitschnitte, Fahrimpressionen aus der Bahn, aus Flugzeugen und Autos, Footage vom Klassentreffen in Kansas, Zitate aus Briefen, Interviews und zu guter Letzt sogar noch Zitate von Beileidskundgebungen und dann noch Dummschwätzstatements bis in den Abspann hinein zum Biopic einer tiefunglücklichen, tiefeinsamen aber genau so megaehrgeizigen Frau, die es zu großer Berühmtheit gebracht hat und die 1970 im Alter von 27 Jahren gestorben ist: die Bluessängerin Janis Joplin, die von Einsamkeit, dem Weinen und der Sehnsucht nach einem Mann gesungen hat. Und die sich doch nie für jemanden, weder Mann noch Frau, sondern für die Drogen entschieden hat. Und daran wohl zugrunde gegangen ist.

Ihre Verzweiflung war so groß, dass ihre Stimme oft mehr in der Nähe eines Krächzens denn von Gesang zu verorten ist. Dies aber als unverkennbares Alleinstellungsmerkmal.

Erst im hinteren Teil des Filmes nachdem sie eine Art Katharsis durchgemacht hat in Brasilien, den Drogen eine Zeitlang entsagt (dem Alkohol nicht), hat sich das etwas gebessert. Schade, dass Frau Berg so einen beliebigen Quassel-Statement-Stoppelfilm zusammengebastelt hat. Viel mehr als Mitleid kann sie damit für Janis Joplin nicht erwecken.

Fazit dieses Lebens: am Ehrgeiz gescheitert? So anders als Amy der einem diese Sängerin näher gebracht hat. Aber von Amy gab es auch viel privates Material, wo sie ganz ungeniert ist und plaudert, ihr Weltbild von sich gibt, während Janis Joplin sich meist so verhält, als sei sie sich sehr bewusst, dass sie beobachtet werde und entsprechend spiele – das eröffnet dem Außenstehenden wenig, zeigt nur wie tief das Misstrauen und die Einsamkeit ist. Das ist genau der Unterschied: Amy wollte nur singen, sich ausdrücken, Janis wollte dezidiert Karriere machen, unbedingt oben und immer im Mittelpunkt sein. Dieser Mittelpunkt scheint ein einziger Hilferuf zu sein, der sich um sich selber dreht.

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