Irak war einmal ein kultiviertes Land mit einer gebildeten Mittelschicht, das erzählt uns dieser Film.
Das, was diesen Film wichtig und interessant über die übliche Nachrichtenberichterstattung hinaus macht, dass er Einblicke gibt in eine weitverzweigte und weitherum geflohene irakische Familie, die bürgerlich-gebildete Middle-Class war und die die politischen Verhältnisse gezwungen hat, ihr Heimatland zu verlassen.
Am Schluss wird es ein Familienfilm, wenn die Filmfirma diese Verwandten in ein feines Hotel in den Schweizer Alpen einfliegen lässt, um das Ergebnis zu begutachten. Da entspinnt sich ein kleiner Disput unter Exilirakern, ob es Hoffnung gebe, und einer der Protagonisten des Filmes, ein Ingenieur, der selbst von Folterungen erzählt hat unter Saddam Hussein, entwickelt die Schritte, die von der Idee zur Revolution führen.
Allerdings ist man nach diesem Film auch skeptisch Revolutionen gegenüber, immer wieder wird der Weg von Hussein anskizziert, wie er idealistisch angetreten ist und wie sich aus dem revolutionären Denken eine grausame Diktatur mit totalem Überwachungsstaat und den entsprechenden Geheimdiensten entwickelt hat.
Dieser Film des irakstämmigen Schweizers Samir ist nicht zum Nacherzählen geeignet, die Fülle des Materials, das er gesammelt hat oder hat sammeln lassen und er mitten drin, ist kaum geordnet, kommt kunterbunt durcheinander gewürfelt, grob nur der politischen Entwicklung im Irak folgend daher. Es besteht aus Nachrichtenschnipseln, Kinfoilmschnipseln, auch von Samir, aus Dokumentationen, aus Familienfotos und Super-8-Filmen, wie sie eine bürgerliche Familie zu machen pflegte, aus neuen Interviews, für welche Samir nach Neuseeland, Amerika, Irak, Moskau, London geflogen ist, sogar Umm Kulthum, die große ägyptische Sängerin kommt in einem Ausschnitt vor.
Ein Film, der vor lauter Materialfülle nicht dazu kommt, zu ergründen, wieso diese Entwicklungen passiert sind, die jetzt noch grausamer geworden sind, die Entziviliserung eines ganzen Landes, der Amerika einen verheerenden der Einfluss auf diese ganzen Entwicklungen zuschreibt.
Ein Film, der durch den Verzicht auf spannende Büschelung des umfangreichen Materials seinen Wirkungskreis deutlich einschränken dürfte, denn die ganzen Verwandten und das Chaos, das Durcheinander der Erzählung, sind nicht leicht auseinanderzuhalten; so wirkt der Film stellenweise rein privat, als ob sich hier ein Filmemacher seine Familiengeschichte öffentlich fördern lässt. Wenn schon öffentliche Gelder in so ein Projekt gesteckt werden, so sollte doch der Versuch gemacht werden, den Film auch für eine breitere Öffentlichkeit attraktiv und konsumierbar zu gestalten.
Der Titel und damit der Bezug auf Odysseus, der hätte stringenter behandelt werden können, bleibt im Angetippten stecken – oder schickt den Zuschauer auf eine Odysse durch dieses Bildermeer.