Ich bin dann mal weg

Pilgerwege sind wir im Kino schon mehrere gegangen: Dein Weg von Emilio Estevez (Pilgern auf gut amerikanisch auch von der Kinoschrift her und vor dem Hintergrund einer tragischen Familiengeschichte), Lourdes von Jessica Hauser („eine fröhliche Marthalerei auf der Leinwand“) oder Zu Fuß nach Santiago de Compostela von Bruno Moll (Graswurzelkatholizismus und Sendungsbewusstsein).

Jetzt pilgern wir in der Regie von Julia von Heinz (Hannas Reise und Hanni & Nanni 2 und nach einem Drehbuch von Routinevielschreiberlingen Jane Ainscough (Alles ist Liebe, hier sind auch Links zu weiteren Besprechungen von Filmen, in denen sie als Autorin firmiert) und Christoph Silber (Die Trappfamilie, Banklady. Allzu katholisch dürfte diese Pilgerreise also nicht werden.

Es handelt sich um die Verfilmung des autobiographischen Berichtes von Hape Kerkeling. Die Herrschaften Autoren haben es sich meiner Meinung nach einfach und salopp gemacht, vermutlich aus der Überlegung heraus, dass je länger und je sorgfältiger sie am Drehbuch arbeiten, desto weniger es sich für ihr Einkommen rechnet, desto kleiner umgerechnet ihr Stundenlohn.

Also muss das hopplahopp gehen. Das Buch von Kerkeling her. Da kann man ganz einfach einzelne Sätze und Passagen übernehmen und voice-over über Bilder der drohnenverliebten und gerne auch etwas konfusen, unruhigen Kamera legen. Dann Nachstellen und Nachbebildern einzelner Situationen aus dem Buch. Küchentischdrehbucharbeit. Eindimensional. Ahnung vom Kino und wie es funktioniert, wirken da nur erschwerend. Hauptsache, die leeren Drehbuchbögen füllen sich. Hat den netten Nebeneffekt, dass der Zuschauer schmerzlich zu spüren bekommt, wie sehr sich so ein Pilgerweg ziehen kann.

So entsteht durch die einzigartige Finanzierungssituation ein Kino, wie es nur in Deutschland vorkommt, mit wenig Kinoahnung und auch wenig Chancen auf internationalen Erfolg. Was für ein Jammer, hätten wir doch großartige Darsteller, Devid Striesow als Hape Kerkeling und Martina Gedeck als Stella.

Um der Geschichte einen Anlass zu geben, werden anfangs Burn-Out-Szenen von Hape eingebaut, auch die ziehen sich, sind unergiebig breitfüßig erzählt, also da hätte man echt noch mal drüber gehen sollen. Ferner werden in den Pilgerweg willkürlich Kindheitsszenen als Erinnerungen dazwischen geschnitten; Kerkeling-Karriere-Nähkästchentratsch statt Pilgerweg.

Absurd wirkt, dass diese Drehbuchstundenlöhner gegen Ende hin versuchen eine Apotheose zusammenzubasteln aus Erreichen des Pilgerzieles und Hapes erstem TV-Auftritt, als ob dieser das Ende einer langen Pilgerreise sei, Handgelenk mal Pi zusammengestückelt, erklärungsbedürftig.

Striesow verkasperlt allerdings seine Kerkeling-Figur gelegentlich, verkindet sie ein bisschen, stellt süffisant einen Widerspruch zwischen den ernsthaften Tagebuch-Texten und der Performance der Figur her.

Das Drehbuch kann der Klatschspaltenversuchung des unergiebigen Durchkauens und Illustrierens des Problems der Erkanntwerdens eines Promis nicht widerstehen – ist billig zu haben in so einem Fall.

Bestensfalls ein Strohstern, ein Weihnachtsgebastel als Bespaßung des Jakobsweges für die Fans von Kerkeling und von Striesow – falls es da eine Schnittmenge geben sollte. Immerhin, das wussten wir vorher nicht, warum gibt es so viele Schmetterlinge entlang des Pilgerweges?

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