Bruder vor Luder

Die Gebrüder Heiko und Roman Lochmann sind Eigengewächse von Youtube-Comedy- und Songstars. Sie scheinen das Auftreten und das Sich-Produzieren im Blut zu haben. Sie haben im Internet gigantischen Erfolg damit. Die Mädels schwärmen für die beiden knackigen Jungs. So weit so autobiographisch.

Die Brüder wollen mehr. Sie wollen aus dem Netz raus. Sie wollen ein Live-Konzert, so die Drehbuchidee im Film, und realiter ins Kino mit diesem Kinofilm, das ist die weitere Realitätsebene hierbei.

Ein Alexander Dydyna, der laut IMDb noch als Autor von Goethe! firmiert, hat das Drehbuch geschrieben nach den unausgereiften, schülerstreichartigen Ideen der beiden Jungs, die auch die Regie übernommen haben. Unterstützt wurden sie dabei von TV-Routinier Tomas Erhart, der zusätzlich als Kameramann dafür sorgte, dass einigermaßen schneidbares Material zustande kommt. Er dürfte mehr kinematographietechnische denn inhaltliche Hilfskraft gewesen sein.

Der Plot ist in seinem Grundzug akzeptabel und passabel. Das Ziel ist das Konzert. Als Hindernis auf dem Weg dahin stellt sich das Luder in den Weg. Das Luder, die Bitch, welche Milena Tscharntke schamlos und schrill raushängt, macht sich an Heiko ran mittels unterdrückter Schwester Bella, Tara Fischer, welche zu diesem Behufe eine Lahme, die gleichzeitig taub ist, mimen muss. Der Mitleidseffekt mit der Behinderten wirkt.

Das Luder schmeißt sich an Heiko ran, während Roman die behinderte Schwester hüten muss. Das Luder bringt das Konzert in Gefahr und verschafft sich ganz gemein und hinterfotzig die Chance zum Auftritt in der gefüllten Halle, während Roman in einem Käfig gefangen gehalten wird.

Da die beiden Jungs noch integer sind, bestrafen sie eine solche Gemeinheit mit ihrem Drehbuch auf der Stelle, wer nicht ehrlich ist im Showgeschäft, der wird ausgebuht und von der Bühne gekickt. So muss das sein. So ist das richtig. Das ist der Trash-Akt in der noch ungetrübten, grünen Moral der beiden Jungs.

Das Trauerspiel hinter dieser unbändigen Lust, sich zu produzieren und groß rauszukommen, findet allerdings hinter den Kulissen statt. Es ist die mangelnde Befruchtung der Generationen. Auf der Leinwand das begabte, popkulturelle Frischfleisch, auf den Produktionsetagen dahinter die, man wäre versucht, das Wort von den etablierten Säcken von Subventionsabzockern hier zu gebrauchen, von Martin Moskowicz über Oliver Berben bis hin zu Christian Becker von Rat Pack, die mit allen Tricks der Geldbeschaffung im Pfründenland gewaschen sind. Sie alle outen sich hier als Youthploitators, die sich auf den Erfolg der Jugend geldgierig draufhocken, sich aber weigern, der Jugend die Beratung zu geben, die ihrem Film auch reelle Chancen über das Youtube-Publikum hinaus geben würde. Man könnte es direkt Förderungsverweigerung nennen; dass sie so ein unbeholfenes Drehbuch zur Finanzierung beim FFFA und beim FFF Bayern unterbringen. Das ist so schamlos wie das, was Luder Jessy tut.

Sympathisch: Darmstadt im Kino, wann gibt es das schon.
Und schön wie im altmodischen Tanzkurs, dass der Cha Cha Cha Erwähnung findet. Plus Blödelkultur: „Du bist so heiß wie Spaghetti Bolonaise“ – was unter den diagnostizierten Rahmenbedingungen wenig prickelnd rüberkommt.

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