Mein Problem mit dieser ambitionierten, deutsch-österreichischen Koproduktion, die bei IMDb vorgibt, eine US-Produktion zu sein und die auf jenes Segment des internationalen Marktes abzielt, dem die Trapp-Familie noch ein Begriff und Verehrung wert ist, dass sie, was sie als Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal beansprucht und was laut Presseheft auch den Regisseur Beng Verbong so fasziniert habe, die Vorgeschichte der Showfamilie aus dem Blickwinkel der ältesten Tochter Agathe erzählt, denn die Drehbuchautoren Christoph Silber (Banklady, Hanni und Nanni 2 und Hanni und Nanni 3) und Tim Sullivan mit Paul Günczler als Creative Consultant hatten zur Vorlage die Aufzeichnungen der ältesten Tochter dieser in den 50er Jahren weltberühmten österreichischen, adeligen Sängerfamilie, die vor Hitler in die USA emigriert ist.
Da die Mutter früh stirbt, muss Agathe (Eliza Bennett) die Zügel im Hause in die Hand nehmen, denn der Kinder sind viele und der Angestellten auch, das Anwesen in der Liga der Superreichen, wobei für Agathe der familiäre Hintergrund bekannt und Gewohnheit ist, für den heutigen Filmeschauer aber nicht unbedingt, wie kann ein ehemaliger U-Boot-Kapitän und Kriegsheld so reich sein, ist eine der Fragen, die sich einem beim Schauen des Filmes stellen, besonders wenn längelang nur illustriert wird, wie Agathe ihren Job macht und Kindermädchen verschleißt, weil sie sich rivalisiert fühlt.
Das Verschleißen funktioniert allerdings nicht mehr bei Gustl, die Maria genannt werden möchte (Yvonne Catterfield), die gewinnt schnell die Liebe des Hausherren, Vater Georg (Matthew Mcfadyen) bei dem die deutsche Nachsynchronisation besonders störend auffällt. Die Rivalität zwischen den beiden Frauen wird schön offensichtlich und direkt geschildert wie es sich für einen Groschenroman, eine Groschenromanze, die Liebe der Herrschaft zum Personal, gehört.
Durch die Erzählperspektive Agathe wird allerdings der Vater nur als Statue, als immer-schon-da wahrgenommen und geschildert und bleibt somit kontur- und farblos in den Händen von Regisseur Ben Verbong. Es kommt lange keine Spannung auf in dem Film, auch wenn immer zwischendrin schön gesungen wird; einnölend dazu wirkt die süßliche Schmalzmelodieschleife, die immer wieder drübergelegt wird, aber genauso die Ausstattung, die das bisschen Story fast erstickt im 40er Jahre-Dekor mit merkwürdigem Farbabgleich oder Verzicht darauf.
Die Geschichte wird vom Heute aus Amerika erzählt. Am Familiensitz ist Weihnachten und eine junge Nachfahrin haut ab im knallroten Kleid durch die Winterlandschaft. Die alte Agathe (Rosemary Harris), eine sympathisch zierliche Frau, die auch angenehm nachsynchronisiert ist, fährt dem Sprößling nach, trifft sie am Bahnhof, von wo diese den Zug nach Seattle nehmen will.
Der Warteraum ist altertümlich ausgestattet, im ersten Moment weiß man gar nicht, in welcher Zeit man sich befindet. Agathe erzählt der Nichte ihr Leben, das immer wieder zwischen die Erinnerungsszene geschnitten wird, ein etwas dröges Prinzip, so wie Beng Verbong und seine Autoren es handhaben.
So schaukelt der Film zwischen dem Heute und dem Gestern hin und her, hat noch einen begabten jungen österreichischen Schauspieler parat, Johannes Nussbaum als Sigi und Freund von Agathe (ein Wonne für die Ohren, wenigstens einer, der Österreichisch spricht und kein steriles Synchrodeutsch, zu diesen Ausnahmen gehört auch seine Mutter) und eine Begegnung mit einer berühmten Sängerin, Lotte Lehmann (Annette Dasch), die Agathe nach zehn Jahren des Gesangsverzichts wegen dem Tod der Mutter wieder zum Singen bringt, auch den Tipp mit Amerika gibt und somit diesem Familienchor überhaupt erst auf die Sprünge verhilft.
So weit so soapig und nett und irgendwie doch merkwürdig gestrig. Es ist da noch der Chauffeur Konrad, Cornelius Obonya, dem Vater Georg aus Mitleid eine Stelle gibt. Mit seiner Entlassung, weil den von Trapps die Bankgelder flöten gehen, und mit dem Herannähern des Nazitums verwandelt diese armselige Kreatur sich radikal zum großkotzigen Rädelsführer, der jetzt Rechnungen begleichen kann – da sind wir plötzlich hellwach und interessiert, da friert einen. Aber da ist der Film fast schon aus.