Vorm Drogenkrieg in Mexiko bleibt auch das Kino nicht verschont, vor der Gesetzlosigkeit, ob Spielfilm oder Dokumentation. Matthew Heineman hat sich für die Dokumentation im Sinne einer Frontreportage entschieden. Er berichtet wild ineinanderverschnitten über zwei Bürgerwehren beidseits der amerikanisch-mexikanischen Grenze, er ist immer vorne mit dabei, wenn Häuser gestürmt werden oder bei Schießereien.
Den weniger dankbaren Protagonisten mit einem Trend zu egomanischer Selbstdarstellung findet er auf der amerikanischen Seite, den Ex-Soldaten Tim „Nailer“ Foley. Ein Typ mit recht merkwürdigen Begründungen für sein Tun und im Beruf insofern gescheitert, als er keinen Job mehr gefunden hat, von zuhause aus von seinem Vater geprügelt und misshandelt. Foley hat den Sinn seines Lebens darin gefunden, eine paramilitärische Bürgerwehr im mexikanischen Grenzbereich der USA zu gründen und zu leiten.
Laut Darstellung im Film geht es ihm um die Drogenschmuggler. Er ist zufrieden, wenn er diesen das Leben schwer machen kann. Mit seinen abenteuerlich, militärisch ausstaffierten Mannen, die ein hohes Kampfethos behaupten, hat er es auf die Späher abgesehen haben. Das sind die Leute, die von Hügeln aus schauen, ob die Luft für die Schmuggler rein ist. Der Amerikaner muss sich hightech ausrüsten, da die Schmuggler ihren Funkverkehr verschlüsseln.
Um die Späher geht es auch auf der anderen Seite des Zaunes, allerdings über 1000 Kilometer tief im mexikanischen Hinterland, im Bundesstaat Michoacan. Hier gibt es keine funktionierende Staatsmacht mehr; verschiedene sich abfolgende Drogenkartelle haben die Herrschaft übernommen und morden und foltern wild und massenhaft. Hier ist der Dokumentarist auf die Lichtgestalt Dr. Mireles gestoßen, ein Arzt mit einem Filmschauspielergesicht par excellence. Mireles konnte nicht mehr mitansehen, wie die Staatsmacht sich zurückzieht, ja den Kartellen gar Deckung gibt und mit ihnen gemeinsame Sache macht.
Zur Zeit der Dokumentation sind es die „Tempelritter“. Mireles ruft einen „Grupo de Defensa“ ins Leben, der die Region nach und nach von den Tempelrittern säubert. Zimperlich geht diese Gruppe nicht um mit aufgespürten Spähern und vermuteten Tempelrittern, die kümmern sich so wenig um das Recht wie ihre Gegner.
Ein Flugzeugabsturz, den Mireles schwer verletzt überlebt, zieht ihn für einige Zeit aus dem Verkehr. Inzwischen verselbständigt sich seine Bewegung unter einer Figur, die Papa Schlumpf genannt wird. Die Gruppe wird vom Kartell unterwandert. So dass Mireles sich abzutauchen genötigt sieht. Inzwischen sitzt er als Verräter im Gefängnis.
Das macht der Film gut spürbar, wie schwer es sein dürfte, eine staatliche Ordnung und Vertrauen in die Institutionen wiederherzustellen, wenn die einmal aufgehört haben zu funktionieren und terrorisierende, gut bewaffnete Gruppen die Macht übernommen haben. So sind denn Bilder von abgeschlagenen Köpfen oder Erhängten nichts Besonderes.
Heinemann versucht den Spannungslevel mit Mitteln der Sensationsberichterstattung zu halten.