We Are Your Friends

Süßholz-Kino, das den krassen Widerspruch zwischen dem darin behaupteten Kunstideal der Authentizität und der eigenen Performance nicht aushält.

Es geht um die Kunst eines DJs. Die Musik, die er generiert, soll authentisch sein, heißt es in diesem Film von Max Joseph, der mit Meaghan Oppenheimer nach einer Geschichte von Rick Silverman auch das Drehbuch geschrieben hat, soll aus seinem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich stammen und zwar im Sinne der Resonanz, dass sie die Massen bei den Konzerten elektrisieren kann, weil sie darin eigenes Leben erkennen können – was inkludieren würde, dass der DJ seinen Lebenserfahrungsbereich dem der Massen anpasst; er müsste also ein Anpasser sein.

Die „Erlebnisse“ aus denen unser DJ Cole, Zac Efron, seine Künstleridentität erzeugen soll, das ist Joggen mit Kopfhörern durch Pappelallen, entlang von Pinienhecken, an Stromleitungstrassen vorbei, das sind wilde Tiere im Fernsehen, das ist das Abrollen eines Geldstückes auf einer Tischplatte, das sind Reihen von Häusern, das ist das Antuckern von Dachpappe auf das undichte Dach der heruntergekommen Villa ohne Pool im Wasser, in welcher er mit seinen Freunden in einem verlorenen Tal irgendwo hinter Hollywood wohnt, rumhängt, nach Inspiration sucht, Drogen und Alkohol konsumiert; in der Schilderung dieses Lebens kennt der Film kein Ende.

Geld können er und seine Freunde im dubiosen Immobilienladen von James verdienen, ein Geschäft, was im Gefolge des Platzens der Immobilienblase von den Banken mit überschuldeten Hausbesitzern brutal betrieben wurde. So ganz wohl ist Cole nicht bei der Sache. Außerdem bandelt er mit der „Assistentin“ von James an. Er kommt also mehrfach nicht los von James, weil der ihm auch Gigs anbietet.

Die Freunde selbst verbindet außer der Träumerei von einer Karriere nicht viel. Vor allem eine Eskapade in einer leerstehende Traumvilla mit tödlichen Ausgang bleibt in Erinnerung.

Erst im Moment, wo es um das karrierfördernde Sommerkonzert geht, da macht es endlich Klick bei Cole. Jetzt baut er die eingangs geschilderten Erlebnisse in seine Kunst ein. Aber das ist bei einer Figur wie Zac Efron so ein Problem. Er sieht vielleicht nach manchen Schönheitsvorstellungen von Männern hübsch aus. Es gibt einen Film, in dem er mich beeindruckt hat: Um jeden Preis, vielleicht, weil er da in Dennis Quaid einen ernstzunehmenden Spielpartner hatte. Aber hier steht er vor allem da und ist für einen DJ mit viel zu muskulösen Oberarmpaketen bestückt, hat zwar seinen Silberblick, wirkt so, als sei er ständig besorgt, von seiner Schönheit könnte bei einer unbedachten Bewegung etwas abfallen, aber sonst wird nicht viel klar bei seiner Figur. Es fehlt ihm gerade die Authentizität, die der Film doch für die Kunst reklamiert. Er wirkt viel eher wie ein Synthetic-Star-Product aus der Duftindustrie.

Wer keinen Zugang zu diesem Life-Style und zu dieser Musik hat, der wird ihn durch diesen Film nicht finden.

Ein Beispiel für das Süßholz ist eine Kussszene in einem feinen Hotel zwischen Cole und der „Assistentin“ beim Frühstück, dazu fallen Texte mit den Wünschen zu den Zutaten zum Frühstück. Und es ist wenig authentisch, wenn die Assistentin links und rechts eingerahmt von James und Cole auf einem Sofa sitzt und sie alle trinken Mineralwasser wie auf Kommando aus Flaschen, das kommt als Operette rüber, Süßholz, nicht aber Authentizität.

Und weil Zac der Held ist, will er nicht mehr mitmachen beim bösen Geschäft von James, nachdem er schweigender Zeuge wurde, wie diese eine bemitleidenswerte Frau aus ihrem eigenen Haus raustrickst. Noch rührender, noch kitschiger kommt dann die Pseudowiedergutmachung mit dem Schuhwerbungskarton raus, in dem Cole Bargeld sammelt – oft kriecht er im Film unters Bett und steckt Scheine rein – und dass er dieses der armen Frau schenkt. Das ist vielleicht Märchen, kaum Authentizität. Auch die Dreiecks-Geschichte zwischen Cole, James und der „Assistentin“, die kommt wie ein putziger Papierkonflikt daher.

Religiös ist in diesem Film keiner, an einer Stelle aber, bei der Beerdigung von Sqirrel, da sind sie plötzlich alle jüdisch. Das kommt etepetete rüber, wie hier sowieso alles so käsig redlich aus der Sicht des Protagonisten erzählt wirkt, der bei seinem Publikum als ein guter Mensch dastehen möchte und der dafür auch die rechte Lehre von der Kunst vertreten möchte, selbst wenn er sie wegen seiner Rücksichten aufs Publikum gar nicht beherzigen kann. Das honorige Motiv, er wolle einen Quality-Song machen, will sagen: das Bekenntnis zur Authentizität ist vielleicht die größte Lüge, die es in der Kunst gibt, weil es Bekenntnis ist und nicht Kunst.

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