Hitman: Agent 47

Wes Geistes Kind ist denn dieser stylishe Hochglanz-Design-Agententhriller, der wie eine geschmierte PR-Maschinerie für die kühne Skyline von Singapur und für einen knackig-roten Audi aus Ingolstadt sich aufführt?

Wie schon im musealen und mauermusealen Codename U.N.C.L.E soll auch hier über die Tochter an einen Wissenschaftler zu kommen sein, hier kein Bombenbauer, sondern ein Agentenkonstrukteur, der Menschen durch biogenetische Manipulation zu Kampfmaschinen umfunktioniert, auch an seiner Tochter hat er solche Versuche gestartet. Die Tochter tut so, als wisse sie von nichts, sie scheint ihrem Vater entfremdet, ähnlich war es schon im Codenamen. Hinter ihrem Vater her ist ein Syndikat aus Singapur, das offenbar selber solche Halbroboter-Menschen beschäftigt.

Der Film ist eine amerikanisch-deutsche Koproduktion, deshalb spielen einige Akte auch in Berlin, somit fallen naturgemäß nicht weiter auffallende Rollen für deutsche Schauspieler ab.

Das industriell-routinierte Drehbuch stammt von Skip Woods und Michael Finch, für die Regie steht Aleksander Bach. Dieser versteht unter Kino Design, auch das Design rasender Reiß-Schnitte, wenn er einen Blick in das genmanipulierte Wahrnehmungsvermögen und das Gedächtnis von Katia wirft, ein Vorgang der vielfach wiederholt wird im Film, ohne dass er tiefere Aufschlüsse erlaubte in das Need, diesen Film zu machen.

Alle möglichen, modernen Überwachungs- und Gesichtserkennungssysteme, scannen, scannen, scannen bis zum Umfallen, werden selbstverständlich eingesetzt, auch der Versuch, Überwachungskameras auszutricksen, was eher dem Slapstick oder dem Blinde-Kuh-Spiel in die Nähe kommt.

Der Cast ist möglicherweise mit einer Hinteridee im Kopf ausgewählt worden, dass diese Menschen ja keine richtigen Menschen seien, sondern überwiegend von diesem Professor manipulierte Wesen. Womit spannende, menschliche Konflikte sich a priori erübrigen, dem Design sei dank.

Der Name „Internationales Syndikat“ lässt auf wenig Fantasiearbeit der Autoren schließen. Der Form halber bringen sie einmal ein Gespräch mit der Frage zum Thema Liebe, das erstickt aber schnell.

Mehrfach mag der Regisseur es auch, wenn seine Figuren wie nachdenklich einfach dasitzen. Nur leider tut sich in diesem Momenten grad gar nichts, weil es ja nichts zum Nachdenken gibt, so bleiben Posen, leere Denkfassaden. Was die Menschen gerade noch verbindet: „we are part of the same program“, Reduktion des Humanen auf ein nicht mehr aussagekräftiges Minimum.

Hin und wieder schaut die Agentin 90 (quatre-vingt-dix) etwas verwirrt oder wie belämmert. Es gibt Actionszenen mit „Einfällen“, ein Flugzeugtriebwerk spielt mit oder der Audi soll mit von Hochhäusern abgeschossenen Harpunen arretiert werden und ein Heli kann über Singapur zun herzigen Feuerwerk explodieren. Dazu kurz ein Hauch von Vater-Tochter-Romantik in einem Orchideengarten. Sonst: ein stylishes Spektakel, so geistanregend wie ein gelecktes Hochglanzmagazin. Und, kleiner Joke der Autoren, zu einem der Agenten brummt der „Vater“, er sei ein misslungenes Experiment, ein Bastard. Thriller mit Halbmensch-Halbrobotern. Und richtig: um das, was sich im Kopf tut, geht es – sollte es gehen. Und ob mans glaubt oder nicht, auch die Determinismus-Philosophie kommt vor, zwar wie reines Papier, aber immerhin: „wir bestimmen, was wir sind durch unser Tun“. Dieses Wort in Gottes Ohr.

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