Taxi

Ein zartes Pflänzchen von Genrekino im Pfründen- und Förderland, das allerdings gegen Ende hin lahmt.

Kerstin Ahlrichs, eine Regisseurin, die laut IMDb bisher Lindenstrasse inszeniert hat, versucht sich hier an der Verfilmung eines Romans von Karen Duve, die auch das Drehbuch geliefert hat, laut IMDb auch ihr Debüt als Drehbuchautorin.

Der Eindruck entsteht, dass es sich um eigene Erlebnisse der Autorin handelt, es mögen auch Erlebnisse von Bekannten sein. Jedenfalls lässt die Exposition darauf schließen. Eine Jugend in den 80er Jahren. Eine junge Frau, die bei einer Versicherung als Büroangestellte eine Lehre machen soll. Sie bricht diese ab und beginnt als Taxifahrerin zu arbeiten. Das scheint im Hamburg der 80er Jahre noch sehr einfach gewesen zu sein und offenbar war es auch gut möglich, das Geld schwarz zu verdienen.

Zur Glaubwürdigkeit der Story trägt die familiäre Situation bei, die soweit erklärt wird, dass Alex, Rosalie Thomass, Sozialhilfe beziehe. Damals wurden für diese Gelder auch auf die Familie zurückgegriffen, die ersatzweise für die Kosten aufkommen musste.

Die Liebe zu den 80ern manifestiert sich auch in der Werbung auf den Taxis für die „Szene“, die erste Stadtzeitung. Die sind damals gerade aufgekommen. In der Exposition wird auch ein Thema angedeutet: Jugend und Freiheit, auch eine Wandinschrift „Fick Dich Frei“. Das tut Alex ausgiebig. Sie will aber keine Beziehungen.

Weiter lässt hoffen in der Exposition die Charakterisierung der Taxifahrerkollegen, die gezielt leicht overacted inszeniert werden, das macht so ein Showlaune. Mit einem Kollegen, der ihr eine Wohnung verschafft, bandelt sie bald an. Aber sie fängt auch ein Verhältnis mit einem Zwerg an, das soll ein reines Fickverhältnis bleiben. Einmal fesselt er sie und sie wird ziemlich wütend, dass sie nicht los kommt, das kann sie schwer ertragen. Auch möchte sie arbeiten, denn sie war etwas nachlässig in letzter Zeit. Ab jetzt verschwimmt der Faden der Geschichte, verliert sich das Interesse an Alex, die doch als Figur eingeführt wurde, die einen großen Ernst hat, die die Welt betrachtet, die diese Selbständigkeit ausstrahlt, die durchaus auch zu einem blonden Vamp-Star passt.

Später aber machen sich die Mängel in der Drehbuchbearbeitung bemerkbar. So ganz zwingend ist es nicht mehr, dass sie abhauen möchte mit dem Taxi bis Marokko, dass sie den Tierpfleger vom Zirkus aus der Taxe rausschmeißt und mit seinem Äffchen weiter fährt, bis sie endlich den Totalschaden zustande bringt. Dass ein solcher wünschenswert wäre, wurde früh im Film eingeführt, denn da zahlt die Versicherung, während der Blechschaden, den sie einmal verursacht hat, mühsam in der Garage ausgebeult werden muss und sich nicht rechnet.

Vielleicht bleibt der Film zu sehr am Biographischen kleben, kennt zu wenig die Regeln für eine spannende Geschichte. Darum bleibt alles in Ansätzen stecken, die anfangs durchaus zu gewinnen verstehen, auch mit der Vertonung, dem Applomb von Ausstattung.

Spät wird noch das Thema „Klasse haben“ eingeführt, aber auch das wird nur berührt und nicht ausgebreitet. Auch der Text der Ich-Erzählerin ist zuwenig filmaffin bearbeitet. Hier blinkt auch die Lebensphilosohie des Taxifahrens auf. Nietzsche wird einmal als Buch vor die Kamera gehalten. Themenmischmasch und großer Chargenauftritt von Armin Rohde als betrunkener Fahrgast. Sonst versandet der Film konturlos in Alex‘ Beziehungsclinch. Die Erzählung fasert aus, wie ein Fluss ins Delta im Mündungsgebiet.

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