Margos Spuren – Paper Towns

Jeder Mensch hat sein eigenes Wunder, damit fängt der Ich-Erzähler und Protagonist dieses Filmes, Quentin, Nat Wolff, den Rückblick auf sein eigenes Coming-of-Age an, gibt gleichzeitig einen Hinweis auf den theologisch-ideologischen Background seiner Weltsicht, die in der Nähe eines Determinismus anzusiedeln sein dürfte, Schicksal und Vorherbestimmung.

Die Atmosphäre jedenfalls, die Jake Schreier als Regisseur nach dem Drehbuch von John Green, Scott Neustadter und Michael H. Weber kreiert, ist in ihrer Ordentlichkeit, Nähe, Aufrichtigkeit und Offenheit, Geborgenheit, Perzeption der Mitmenschen, Non-Aggressivität und wenn einer Böses tut, so steht er dazu und signiert seine Untat, auch eine gewisse behagliche Unaufgeregtheit durchaus in der Nähe zur Atmosphäre christlicher Freikirchen anzusiedeln; gepaart mit der Attitüde amerikanischen, unabhängigen Ostküstenkinos.

Der Film spielt in Florida. Quentin ist noch ein Bub. Neue Nachbarn ziehen ein. Das Mädchen Margo selben Alters elektrisiert ihn wie ein Blitz. Er sieht in ihr sein Wunder. Er muss aber eine Kindheit und ein Coming-of-Age voller Enttäuschung hinsichtlich Margo erleben. Sie hat keine Augen für ihn. Sie legt keine Spuren für ihn (glaubt er). Sie geht mit anderen Jungs aus, hat ihre ersten Affären – der Film springt zwischen Kindsalter und High-School-Zeit mit unterschiedlichen Darstellern hin und her, macht das aber rmit leichter Figurkontinuität.

Der Hauptteil des Filmes spielt in der Zeit kurz vor der Schulabschlussfeier, der in amerikanischen Filmen gerne eingesetzten Prom-Night, der Promotionsnacht, die wohl auch so eine Art offizieller Einführung in die Erwachsenengsellschaft ist. Da vibriert die Frage im Raum, wer mit wem dort seinen Auftritt macht, immer pärchenweise.

Quentin hat sich Margo gerade abgeschminkt. Sie hatte sowieso bereits einen ganz anderen Weg. Sie war mit Zirkusleuten unterwegs oder mit einer Musikgruppe, sie hat die Enge des Kindheitsraumes bereits mehrfach verlassen. Sie ist eben nicht sein Wunder, so seine bittere Erkenntnis. Da steigt sie eines Nachts bei ihm ein. Alles ganz dringend. Sie braucht einen Wagen. Sie ist tief enttäuscht von ihrem Freund, der sie betrogen hat und von anderen Leuten auch.

Quentin soll ihr jetzt den Wagen seiner Mutter leihen. Letztlich fährt er mit ihr mit auf ihren nächtlichen Rachefeldzug, Auto der Freundin in Plastikfolie einwickeln, dem Freund mit einer Creme (sie weiß, dass er einen tiefen Schlaf hat) die Augenbrauen wegmachen und weiter auf diese Art. Überall hinterlässt Margo ihre Spuren, kleine handschriftlichen Texte und ihre Signatur, ein blau gespraytes M. Dann verschwindet sie.

Da Quentin in dieser Nacht mit Margo auch vertrauliche Gespräche geführt hat, die beiden sich sowieso emotional näher gekommen sind, will Quentin sie aufspüren. Er findet die Spuren, die sie offenbar für ihn gelegt hat. Mit seinen beiden Kumpels Ben und Radar und mit zwei weiteren Mädchen machen sie sich auf einen weiten Weg, denn die Spuren führen in den Norden, 1200 Meilen. Dabei spielt das, was der Originaltitel sagt, eine bestimmte Rolle, Paper Towns, das seien Städte, die Kartographen auf ihren Kartenwerken eintragen, die es gar nicht gibt, um so Raubkopien feststellen zu können, ein neckischer Sachverhalt im Hinblick auf eine erste, reine Liebe, die sich als große Fantasmagorie herausstellen wird, als ein Nicht-Ort.

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