Wozu Ameisen alles fähig sind, dafür öffnet uns dieser Film weit die Augen. Dass sie fleißig sind und wahre Wunderwerke an Bauten zustande bringen, das weiß jedes Schulkind. Was sie aber in diesem Film zu leisten imstande sind, das dürfte die Fantasie von so manchem Schulweisling übersteigen. Dass ein Mensch sie dazu bringt, lediglich mit Gedankenkonzentration einen Zuckerwürfel aus der Dose in den Tee zu bugsieren, wer diesen Film gesehen hat, kann das bezeugen.
Aber auch das sind quasi Ameisenkindereien gegen das, was sie später bieten werden, wenn es anfängt heftig, actionhaft ausladend zu und herzugehen in diesem Film der Marvel-Studios, zu dem neben Edgar Wright sieben weitere Autoren höchstsorgfältig auf der Basis des Comics die Figuren entwickelt und das Drehbuch geschrieben haben, damit Peyton Reed diese Fantasy-Geschichte unterhaltsam und vor allem ohne Anstrengung nachvollziehbar inszenieren kann.
Der Cast wurde sorgäfltig ausgewählt und es wurde sehr genau mit ihm gearbeitet, wie eine Figur auf einen Text reagiert. So werden die Szenen lebendig, lassen uns teilhaben an der Geschichte von Scott, Paul Rudd, der wegen Einbruchs im Gefängnis sass. Er war ein außergewöhnlicher Einbrecher, der cleverste überhaupt. Aber Knast in der Vita, das macht sich nicht gut.
Beim Schnellimbiss, bei dem er arbeitet, kommen sie schnell darauf und entlassen ihn. Auch seine Tochter Cassie, ein Wonnepfropfen im Zahnlückenalter, kann er nicht sehen, dann Mama lebt mit einem anderen Mann zusammen. So hängt Scott perspektivenlos mit den Kumpels rum.
Das entgeht Dr. Hank Pym, einer extrovertiert-faustischen Glanzrolle für Michael Douglas, nicht. Er, der Forscher, hat nämlich das Ameisenkostüm entwickelt. Ein Mensch, der es anzieht, kann mit Knopfdruck auf Ameisenformat schrumpfen. Und kann mit dem Goodwill von Heerscharen dieser Spezies rechnen und bald schon darauf angewiesen sein und davon profitieren. Denn einmal mehr gilt es in einem amerikanischen Film, die Welt zu retten.
Pyms langjähriger Assistent und inzwischen Rivale Darren Cross ist dabei als gefährliches Konkurrenzprodukt zum Ameinsenanzug das Yellow-Jacket zu entwickeln, möchte sich aber auch das Geheimnis um den Ameisen-Anzug aneignen. Der Wirtschaftskrieg ist somit ausgebrochen. Dieser wird später im Film lustig bis brutal massiv in Kämpfe ausarten. Verkompliziert wird dieser Krieg durch die Tochter von Pym, Hope, Evangeline Lilly, die zuerst mit Cross ihren eigenen Vater aus der Firma ausgebootet hat, bis Cross sich selbstständig gemacht hat. Sie steht zwischen den Lagern.
Dr. Pym möchte diese Machtverschiebung und Machtramassierung verhindern. Dazu braucht er einen raffinierten Einbrecher, der ins Innerste der Industrieanlagen von Cross eindringen und diese unschädlich machen kann. Das soll Scott als Ameise getarnt vollbringen. Pym will Scott als Ameise trainieren. Das ist ein unterhaltsamer Strang in der Geschichte. Und auch hierbei ist die Tochter von Pym, Hope, einerseits nützlich, also involviert, andererseits aber auch für eine Verkomplizierung gut.
Der Entwicklung der Geschichte und deren Verwicklungen zuzuschauen, macht durchaus Vergnügen, weil das nicht ohne Humor geschieht und weil die Figuren gut und dialektisch ausgearbeitet sind. Die Endschlacht zieht sich für meine Begriffe in die Länge, da wird der Reiz der Dimensionssprünge von Groß zu Klein und vice-versa unter gängigen, massiv gewalttägien Actionmustern begraben, entfernt sich deutlich vom Charme des Comic-Genres, das es doch mit lebenden Bildern evozieren will.