Konsequent abseitig – und doch mittendrin.
Eine dänische grotesk-sukurrile Verhunzerei des humanistischen Menschenbildes.
Eine Familie aus lauter Mutanten. Kein Wunder: der Vater ist Stammzellenforscher. Er lebt mit dreien seiner Söhne in einem Sanatorium auf einer einsamen Insel. Die Fähre fährt nur zweimal wöchentlich und die Ortschaft bangt, von der Landkarte zu verschwinden, wenn ihre Einwohnerzahl unter 40 sinkt; jetzt ist sie noch knapp drüber.
Die Experimente sind deutlich am Rande des ethisch Verantwortbaren zu verorten. Alle seine Söhne, die von verschiedenen Frauen stammen, haben die Hasenscharte gemeinsam; die sich den Luxus von drei kosmetischen Rekonstruktionen leisten konnten, sehen deutlich besser aus.
Zwei der Söhne kommen von auswärts. Sie haben erst durch das mit ungeschickter Kameraeinstellung in den Schritt hinein aufgenommene, kopflose Video-Selfie ihres nichtleibhaftigen Vaters nach dessen Tod von ihrem genetischen Vater gehört; dieser wird später als „Schwanz des Todes“ charakterisiert. Sie machen sich auf den Weg zu ihrem Vater.
Im Haus des Stammzellenforschers läuft allerlei Getier herum. Nichts ist „normal“, die ganze Ausstattung nicht, die ganze Verkommenheit nicht; konsequent abstrus, abseitig, nicht comme-il-faut; ein Film, kompromisslos wieder den Strich gebürstet und gekonnt montiert. Versaut bis in den letzten Zipfel. Nichts ist zufällig.
Die ersten Begegnungen der Brüder verlaufen nicht freundlich, sondern unzivilisiert und grob. Die Kampfwaffen sind ausgestopfte Tiere und Wallhölzer. Irgendwann verbindet das gemeinsame Blut doch und die Frage wird drängender, was denn der gemeinsame Vater, der auf den 100sten Geburtstag zugeht, im tabuisierten ersten Stock, so treibt und warum sie nicht zu ihm dürfen. Auch zum Keller gibt es eine verriegelte Tür und die Neuankömmlinge zeigen Interesse. Ein Haus der gruseligen Geheimnisse.
Die eigene Existenz wird thematisiert, die Verwandtschaft, die Zeugungsunfähigkeit, die Frage nach Vater- und Mutterschaft und überhaupt nach dem Mix genetischer Anteile in einem Menschen. Da wird es noch merkwürdige Antworten geben.
Die Söhne des Forschers werden anfangs des Films als Brüder ohne Gaben vorgestellt. Die deutsche Synchro ist ebenfalls behindert; sozusagen routinemutiert; das ist witzlos. Während das Drehbuch viel Witzhackerei absorbiert. Ein Lob der Degeneration und der Unvollkommenheit. Es dürfte sich hier nicht um indigene, naive Skurrilität handeln, sondern um eine programmatisch hergestellte, beabsichtigte, der die Demontage des klassisch-humanistischen Menschenideals sichtlich Spaß macht.
Ungehobelte Trottel. Kleines, entzückendes Intermezzo, ein Traumbild fast, wenn die hasenschartigen Mutanten in weißen Kleidchen mitten im Verhau Federball spielen – spleenig schön. Aber auch die Einführung zivilisatorischer Regeln wird diskutiert und ansatzweise versucht.
Auch ein Setting-, ein Ausstattungs-, ein Locationfilm. Die Suche nach eierlegenden Wirbeltieren. Und Adipositas. Humorlage: hasenschartig (oder eine Illustration davon). Und alles todernst gespielt – wie es sich für so ein Dekonstrukt gehört und nur konsequent ist.