Auf den internationalen Markt spekulierend inszeniert Stephen Daldry nach einem Drehbuch von Felipe Braga und Richard Curtis nach dem Roman von Andy Mulligan diese brasilianischen Favela-Jungs und ihre Kinderabenteuergeschichte vor dem Hintergrund der grassierenden Korruption in Brasilien im Hinblick auf die Fußball-WM 2014. Die Erfolgshoffnung dürfte sich an „City of God“ und „Slumdog Millionaire“ orientieren.
Daldry lässt die Geschichte der drei malerisch hübschen Favela-Jungs eindringlich realistisch beginnen, lässt sie aber zusehends zum lustigen Kinderabenteuerfilm ausarten; so soll es dem offenbar anvisierten internationalen Publikum gefallen.
Durch einen Fund bei ihrer Wühlarbeit im Müll geraten die Jungs in das Netz eines gigantischen Korruptionsfalles. Ein Mitarbeiter eines großen Bosses hat die Nase voll, räumt dessen Tresor leer. Dabei gerät ihm die handschriftliche Buchhaltung mit all den Schmiergeldzahlungen in die Hände. Er versteckt das. Auf sich hat er nur noch einen kryptischen Hinweis auf das Versteck. Die Polizei ist hinter ihm her. Er schafft es gerade noch, die kleine Ledertasche mit einigem Geld und eben dem entsprechenden Hinweis aus dem Fenster zu werfen. Das ist wirklich eine schöne Einleitung.
Die Kamera folgt nun dem Müllwagen, auf den das Objekt gefallen ist. Ganz genau bis zur Müllentsorgung. Dort arbeiten die Kids im Aufspüren von Verwertbarem wie Plastikflaschen. Und dem hübschesten der Jungs, dem rundlichen Lockenkopf, fällt die kleine Tasche zu. Und setzt die Abenteuer- und Krimigeschichte in Gang, die ein intellektuell schwierig zu lösendes Rätsel beinhaltet.
Bald merken die Kids, dass mehr dahinter steckt. Die halbe Stadt ist in Aufruhr, die Polizei will den ganzen Müll durchsuchen. Ein Cop wird der typisch miesige sein, der bald schon die Boys verdächtigt. Denn zu schnell haben sie auffällig viel Geld für Einkäufe ausgegeben.
Bis zur Lösung des Rätsels, bis zum Fund des Versteckes des großen Geldes vergehen an die zwei Stunden mit tollkühnen Turnereien der beweglichen Jungs, immer latinobildhübsch, wenn sie verfolgt werden über die Stockwerke und Dächer und Fassaden der Favelas, durch Tunnels und unterirdische Gänge. Und trotz ihrer mitleiderregenden Lebensumstände am Rande des Alphabetentums und dank Hilfe eines internationalen Stars, Martin Sheen als Father Juilliard und dessen Assistentin, auch einer bildhübschen Darstellerin, Rooney Mara als Olivia, schaffen sie es, das Rätsel zu lösen.
Der Film spricht eine richtig hochfrisierte Kino-Sprache, immer deutlich hinweisend auf das malerische Elend in den Favelas, und wie schnell hier ein Junge geschunden und brutal gequält wird; so einer nimmt dabei offenbar keinen seelischen Schaden und erholt sich ganz fix wieder davon – und ohne jede Schule hat er das Einserwissen eines Abiturienten und kann die verzwicktesten Bildungsrätsel lösen. Auch die Musik mit dem Ethno-Touch tendiert in Richtung internationaler, geschmacksneutraler Vermarktbarkeit.