Big Game

Der 13-jährige Oskari hat seine Initiationsreise vor sich. Einen Tag und eine Nacht soll er allein in der Wildnis Lapplands verbringen und einen Bären oder einen Hirschen erlegen, sich gegen den Wind anschleichen und mit Röhren ihn zu locken versuchen. Seine Jagdwaffen sind Pfeil und Bogen nach alter Tradition.

Oskaris Vater ist ein berühmter Jäger. Er hat bei seiner Initiationsreise in den 60ern einen Bären erlegt. Das Foto davon hängt in einer Galerie mit Initiationsbildern in einer Holzhütte am Rande der bergigen Wildnis. Diese zeigt der Vater Oskari, bevor es losgehen soll.

Einer der alten Männer, die den Start zu dieser Reise begleiten, hat allerdings seine Zweifel, ob Oskari das schafft, er würde ja zittern, wenn er nur den Bogen in die Hand nehme. Aber der Vater ist optimistisch, sie hätten genügend geübt. Später werden wir den Grund dafür erfahren, denn der Vater hatte eine List ersonnen. Diese List wirkt einen Moment lang auch skurril skandinavisch; aber Jalmari Helander, der Autor und Regisseur dieses Filmes, will keine Kaurismäki-Trunkenheits-Originalität, er will einen richtigen Actionfilm machen, zu dessen Inszenierung er durchaus ein Händchen hat und die massive Unterstützung des ernsthaften deutschen Förderkinos.

Die Bilder in diesem Film ziehen in kurzweiliger Abwechslung an einem vorbei, Luftaufnahmen, Naturaufnahmen, Nahaufnahmen gehärteter Männergesichter und waghalsige Stunt- und Actionszenen. Oskari wird auch seine Inititationstat leisten. Aber die kommt anders als man denkt.

Denn es begibt sich, dass der amerikanische Präsident mit seiner Airforce-One in Richtung Helsinki zu einer Konferenz unterwegs ist. Und weiter begibt es sich, dass ein arabischer Terrorist, die Maschine mit dem Präsidenten beim Landeanflug runterholen will. Mitten in diesem Attentat von weltgeschichtlicher Bedeutung sucht Oskari seinen Bock. Und findet einen Präsidenten in einer Rettungskapsel.

Es ergeben sich durchaus skurrile Bilder, wenn der Präsident in eine Wolldecke gehüllt auf dem Hänger von Oskaris Roller mitfahren darf. Wie eine Squaw sitzt er da oder wie eine Araberin.

Der Fokus des Regisseurs scheint primär auf dem Inszenieren von Action zu liegen; dabei vernachlässigt er die Geschichte, ein inkompatibler Genremix, die Figuren bleiben reines Klischee.

Dabei hat Helander mit Rare Export Humor bewiesen. Vielleicht hat der angepeilte Gigantismus der Koproduktion mit Bayern und die Actionambition den letzten Funken Originalität gekillt; die Geschichte ist so unsorgfältig erzählt, dass alles nur haarsträubend wirkt; und der Versuch, dieses Haarsträubende mit „großer“ Filmmusik aufzublasen wirkt nur noch grotesker, erst recht mit der deutschen Routinesynchro.

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