Rico, Oskar und das Herzgebreche

Jetzt also Teil 2 der Geschichten der beiden Freunde Rico und Oskar, beide aus prekären Verhältnissen stammend, der Vater von Oskar oft nicht da, die Mutter von Rico muss nachts in einer Bar arbeiten und der Vater sei beim Angeln gestorben, erzählt Rico, weswegen er in der Pizzeria zur Strafe für das Meer immer jede Menge Meeresgetier bestellt.

Rico ist ganz glücklich, denn er hat von seinem Freund Oskar eine Postkarte aus Dänemark erhalten. Post ist für ihn etwas Ungewöhnliches. Bald steht auch Oskar wieder vor der Tür mit seiner Tarnsonnenbrille und seinen superklugen, lexikonhaften Bemerkungen, vor allem wenn es ums Essen geht, da kennt er sich ganz genau aus, was wo überall für ein Gift drin ist.

Die Produzenten haben sich für diesen zweiten Teil ein anderes Team für Buch und Regie ausgeguckt. Das Buch hat nur noch ein Autor zu verantworten, Martin Gypkens, nach der Erfolgsvorlage von Andreas Steinhöfel, für die Regie wurde der kinderfilmerprobte, bewährte Wolfgang Groos (Vampirschwestern 2 Fledermäuse im Bauch, Wenn Inge tanzt, Die Vorstadtkrokodile 3, Hangtime – Kein leichtes Spiel) engagiert, während das Darstellerpersonal identisch geblieben ist.

Aber die Geschichte kann sich nicht mehr voll für die beiden Buben erwärmen; das Spiel über die unterschiedlichen intellektuellen Ebenen schläft ein. Ein paar Mal notiert Rico zwar noch Begriffe und zweimal werden auch Begriffe als Inserts eingeblendet, die er lernen will, „inkognito“ und „voilá“. Das Sammeln von Gegenständen hat er völlig aufgegeben. Er scheint gelernt zu haben.

Gegen Ende des Filmes gibt Rico selbstbewusst ein paar Kommandos. Er hat von Oskar auch gelernt, wie man Stimmen verstellt. Oskar hatte sich nämlich gewundert, dass die Mutter von Rico beim Bingospielen wieder gewonnen hat, wieder eine Tasche, dabei hat er festgestellt, dass die nach wie vor perfekt entzückende Karolin Herfurth, fast zu gesetzt inzwischen, gar nicht die richtigen Zahlen hatte und dass sie trotzdem gewonnen hat, obwohl Frau Wandbeck mit theatralischer Lupengeste die Nummern kontrolliert haben will. Und die Tasche, die die Mutter gewonnen hat, die war nicht billig, die war aus echtem Schlangenleder. Das hat Oskar herausgefunden. Und deshalb ruft Rico mit verstellter Stimme bei der verdächtigen Frau Wandbeck an, um ihre Adresse herauszufinden. Das Krimispiel ist somit in Gang gesetzt.

Allerdings wirkt in diesem zweiten Film die Detektivgeschichte nach der aufgeregten Zerfahrenheit des ersten Teils behäbig wie solide inszeniertes Erwachsenentheater und die erwachsenen Darsteller nehmen viel Raum ein, den sie sich bemühen zu füllen. Dadurch geraten die beiden Buben und ihre Needs etwas ins Abseits. Immerhin nehmen sie die Mutter, die selbst an den Betrügereien beteiligt ist, aus der Schusslinie; sie hat es ja nur ihrem Buben zuliebe getan. Wozu Mutterliebe fähig ist. Der Film wirkt zwar deutlich organischer als der erste Teil, aber dadurch merkwürdigerweise auch betulicher.

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