Spy – Susan Cooper Undercover

Durchgeschüttelt fühl ich mich wie in einem trudelnden Flurzeug und anschließend weich gelandet auf den Möpsen der umwerfenden Melissa McCarthy, um eine der Scherzebenen aufzugreifen, zwischen denen diese unterhaltsame Undercover-Parodie von Paul Feig (Brautalarm) dichtest gaggetaktet pausenlos hin und herspringt.

Durchgeschüttelt allein durch den ständigen Wechsel der Scherzebenen: zwischen Arbeitsplatz, Anbandeln, Liebe, Rivalität und dann wieder Eierrasieren und sich an Möpsen festklammern (um nicht vom Helikopter abzustürzen). Durchgeschüttelt vom umwerfenden Wesen einer Melissa McCarthy, um die herum jeder Film und jedes Genre unbeeinträchtigt gebaut werden kann, ja, die jedes Genre zusätzlich beseelt.

Melissa McCarthy ist nicht nur ein stereotypes Dickerchen, was sie je nach Kostüm durchaus auch darstellen kann, zum Beispiel in der Tarnung einer Katzenmammy, die nach Rom reist. Ihr nimmt man auch heftigste Stuntszenen ab. Und genauso ihren Job als Fledermaus in einem Keller von Langley, der Zentrale des CIA, von wo aus sie den von ihr geführten und betreuten Frontmann mithilfe totaler Überwachung, was sind wir dankbar, dass es die NSA gibt, mit schlafwandlerischer Sicherheit durch Unmengen feindlicher Kämpfer und labyrinthische Gänge in undurchsichtigen Bauten in fremden Länder führt, wenn denn die Übertragungs- und Überwachungssysteme funktionieren.

Melissa McCarthy ist der Knopf im Ohr ihrer Agenten. Sie kann auf dem Bildschirm alles sehen und sie auf die nächsten Gefährder aufmerksam machen. Klar, dass sich durch so intime berufliche Kontakte auch menschliche Sehnsüchte ihren Weg bahnen. Dann ihre Kollegin Nancy, Miranda Hart, eine anrührende Gestalt, die so ein bisschen ungehobelt, mitleiderregend ungeschickt wirkt, und die später ihren ganz großen Auftritt haben wird, wie ein Phoenix aus der Asche, aus dem Mauerblümchen wird eine Orchidee.

Gegen so viel Frauenpower, Fraulichkeit und auch Menschlichkeit von der Zehe bis zur Haarlocke muss ein abgebrühter Kämpfer, der das schon in vielen Filmen geübt hat, Jasom Stratham, richtig dick auftragen, um wenigstens peripher wahrgenommen zu werden. Auch das ist eine der Schüttelebenen diese Filmes, der nicht spart mit Insiderjokes, mit Genreveralberung.

So entsteht ein lustiger Mix aus James Bond, von der Storystruktur her – aber nie so tierisch ernst mit den technischen Tüfteleien und actionrekordverbissen – und 70erJahre-Mittelmeerklamotte, dem kaum zu widerstehen ist.

Dazu kommt die übliche Undurschaubarkeit von solchen Geheimdienststories. Irgendein ganz Böser und ganz Mächtiger ist hinter einer Atombombe her, von der eigentlich nur ihr Erbauer wusste, wo sie sich befindet. Ihn aber hat thrillermässig der Tod ereilt. Jetzt geht die Jagd los auf dessen Tochter, die doch sicher wissen müsste, wo das Teil sich befindet. Aber auch ihre Wege sind schwer durchschaubar und noch schwerere ist es, an sie ranzukommen und noch viel, viel schwerer, ihr Vertrauen zu gewinnen. Dazu muss schon Melissa McCarthy aus dem Fledermausdasein an die grelle Front beordert werden mit neuer Tarnidentität (auch darüber wird geflachst). Das gelingt ihr mit teils verblüffender Offenheit, mit teils verblüffenden Lügen.

Viele alltägliche Kleinigkeiten und Wehwehchen sind als weitere Zutat oft von entscheidender Bedeutung oder nur für Witze gut: eine Bindehautentzündung, Mutterratschläge, Darmerkrankungen, Hämorrhoiden, Schwanzfresse, Sackrasur, Stool Softener oder der Wettstreit, wer die Mission wohl verbocken werde. Um dann wieder am Rande des Verblödelns vorbeizuschrammen (könnte sich gelegentlich aus der Drehsituation ergeben haben). Und ein weidlich ausgekosteter Cameo-Auftritt des Rappers 50Cent.

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