A Girl Walks Home Alone At Night

Iranischer Exilfilm aus den USA von Ana Lily Amirpour mit Unterstützung des Sundance Festivals.

Ein Vampirfilm der Form nach. Die Frau im Tschador ist der Vampir, die nächtens durch die Bad-City geht, schleicht oder auf dem Rollerskate fährt und ihre Opfer sucht.

Die Bad City ist eine City, die es in einer Diktatur wie Iran offiziell nie geben wird, eine Stätte von Sex, Prostitution, Drogenhandel und Konsum. Es ist die verkommene, westliche Lebenswelt, versehen aber auch mit dem Glanz der westlichen Welt, ein schöner Amischlitten ist das begehrteste Requisit im Film und wer es zu Geld gebracht hat, wohnt entsprechend stylish.

Wer nicht, der lebt in armseligen Hütten. So wie Hossein, ein alter Mann, krank und heroinabhängig. Ana Lily Amirpour zeigt die Zubereitung des Stoffes nicht weniger schön, als es die Beat-Generation getan hätte. Überhaupt erinnert der Film in seiner Haltung, in seiner Befreiungshaltung an die Filme der Beat-Generation, ansatzweise auch der auf sie folgenden Nouvelle-Vague. Wobei Ana Lily Amirpour auf eine literarische Begründung für den vorgeführten Lebensstil verzichtet. Einschränkend muss allerdings moniert werden, dass in der Originalfassung mit Untertiteln die iranischen Songs leider nicht auf Deutsch übersetzt worden sind.

Hosseini hat einen braven, unschuldigen Sohn. Der arbeitet als Gärtner, wir sehen ihn beim Heckenschneiden bei einer Herrschaft. Mit 2191 Stunden Arbeit hat er sich den Amischlitten gekauft. Den nimmt ihm bald ein Dealer ab, der über und über tätowiert ist, der den brutalen Macho spielt, der auf dem Hals das Wort Sex geschrieben hat, so viel Freiheit muss jetzt endlich im Iran sein, hören wir die Filmemacherin als Untertext sagen, er nimmt dem Jungen Arash, der noch sehr mädchenhaft wirkt und sich vor allem um seine Katze kümmert, den Wagen ab, weil dessen Vater, Hosseini, ihm Geld schuldet.

Der Macho nimmt erst eine Nutte in den Wagen. Der Blow-Job wird allerdings unterbrochen, weil die Tschador-Frau plötzlich da steht. Diese nimmt er nachher mit nach Hause. Es wird seine letzte Tat gewesen sein. Später entwickelt sich ein unschuldiges Verhältnis zwischen Arash und der Tschador-Vampir-Frau.

Der Film ist vielleicht zu lesen als ein Signal an die westliche Welt, wenn wir dürften, täten wir so ein Kino machen, wir Ihr eins gemacht habt, nach der Befreiung nach dem Zweiten Weltkrieg, in Zeiten von Perspektiven und Utopien. Auch wir wollen über Sex reden, eine sexuelle Revolution vielleicht.

Der Film hat die Frische und Intensität, die die Filme der Beat-Generation und der Nouvelle Vague heute noch ausstrahlen. Er dürfte sich primär an die Filmfestivals weltweit richten.

Arash ist auf James-Dean gestylt ist und fiebert mit dem Vampir der ersten großen und blutigen Liebe entgegen. Als Zwischenbilder stehen Aufnahmen von Ölfeldern mit zahlreichen Pumpen, Symbolen des industriellen Hintergrundes, auf welchem eine Kultur des Wohlstandes inklusive ihrer Negativerscheinungen entstehen kann.

Die Stimmungen: leere Straßen nur mit den Darstellern, kein Komparsenaufwand, um nicht vorhandene Realität vorzumachen. Die musikalische Untermalung ist heftig, unkonventionell, zeugt von der emotionalen Involviertheit der Filmemacherin.

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