Deutsche Komödie, die unter ihrer unerträglichen Plotlast zusammenbricht.
Nach den gefühlt zwei Stunden Spieldauer und nachdem man sich endlich etwas für den Film erwärmt, tut es einem unendlich leid, dass die Darsteller und Regisseur Christian Alvart so ein kompliziertes Drehbuch von Doron Wisotzky (Schlussmacher, What a Man) und Michael Ostrowski als Basis ihrer Filmarbeit hatten.
So übel sind die Typen ja nicht, abgesehen von den Besetzungen der Frauen, die unter Schauspielerei zu vestehen scheinen, Weibchen mimen. Die drei halben Brüder könnten ein unterhaltsames Trio abgeben, könnten einen auf einen Road-Movie Trip auf der Suche nach dem gemeinsamen Vater wunderbar unterhalten. Aber das war dem Autoren-Duo zu wenig. Sie wollten mehr.
Wie schon bei 3 Türken und 1 Baby ist der Plot heillos überladen, wird dadurch verwirrend, schwierig zu spielen. Zuerst wird Yasin vorgestellt, der ein Familienvater und ein Spieler dazu ist. Das wäre schon ausreichend Stoff für einen ganzen Film, siehe amerikanische Spielerfilme wie The Gambler oder Wild Card. (Die Deutschen wollen doch immer mit dem Amis gleichziehen. Warum kommen sie nicht endlich auf die Idee, einmal ein paar Drehbücher der Amis ganz genau zu studieren?).
Ein spielfilmfüllender Spieler allein reicht bei uns nicht aus. Der muss nicht nur klischeehaft Schulden haben bei einem Untergrundganoven, ebenfalls klischeehaft im U-Bahnbereich untergründig untergebracht, ok, solche Imitationen mögen angehen, nein, der muss auch noch zum Notar bestellt werden, um zu erfahren, dass er zwei Halbbrüder hat und dass ihre Mutter, das hats wirklich gebraucht für die deutsche Belustigung, eine Nonne war und dass sie ein Erbe hinterlassen hat. Allein das wäre schon Stoff für einen weiteren abendfüllenden Spielfilm.
Dann kommt der zweite der Brüder, der ist der Sohn von einem Geschäftsmann – Michael Mendl versucht einen Patriarchen zu karikieren, weil ja Komödie angesagt ist -, lässt sich enterben und ist dazu noch nierenkrank, braucht also die Dialyse; nur ist bei so viel Stoff keine Zeit, so ein Thema glaubwürdig und verbindlich darzustellen; so ist der der Input dieser Dialyse in den Film einzig der, dass der Darsteller am Schluss endlich im Bett liegt, aber was er da macht und was eine Dialyse ist, darauf wird kein Wert gelegt. Die Dialyse dient einzig dem dritten der Brüder, der als der Rapper Sido himself gut für einen weiteren abendfüllenden Musicvideoclip wäre, dazu, sich ständig im Wort Dialyse zu verheddern – wat haben wir jelacht.
Bei so enormer Plotüberfrachtung wundert es weiter nicht, dass die Handlung nur schwer in Gang kommt; weil eben nichts sorgfältig – dabei ist egal, ob Comedy, Drama, Lustspiel, RomCom – exponiert und in den Film eingebracht wird.
Erschwerend kommen hinzu die erbärmlich schwachen Dialoge mit einem Humorniveau auf dünnstem Eis, sowie die Fernsehinszenierung von Christian Alvart, die auf das Kinospezifische an Komödie, was hier Kino könnte, verzichtet.
Auch hier wäre das Umsonst dieses ganzen Aufwandes mit beachtlichem Talenteinsatz zu vermeiden gewesen, wenn die Geldgeber, das sind vor allem Förderer und TV-Redakteure, Ahnung vom Drehbuchlesen hätten. Haben sie offenbar nicht. So kommt eine weitere Verschwendung öffentlicher Gelder und von Rundfunkzwangsgeldern zustande. Schade. Schade. Schade. Wir gerne hätten wir gelacht; stattdessen: rote Karte des Zwangsgebührenentrichters.
Weil das alles nicht genug ist, muss auch noch eine unausgegorene Referenz an den französischen Film Paulette her. Der Musikscore versucht die eklatanten Drehbuch- und Inszenierungsschwächen zu übertönen.
Ein Beispiel für den Pfusch am Kino, der hier betreiben wird, ist die Szene mit der Statue auf freiem Feld auf Fehrman. Die halben Brüder vermuten, dass darunter das Erbe vergraben sei. Allein darauf muss man erst mal kommen. Das muss hergeleitet werden. Die vermuten das, weil es im Drehbuch steht. Es ergibt sich also das Problem, wie an den Schatz gelangen. Dazu muss die Statue entfernt werden. Wie dieses Problem lösen? Das sind Vorgänge, die ganz genau erarbeitet werden müssen, wenn sie im Kino wirkungsvoll entfaltet werden sollen. Eine große Chance fürs Kino sogar, die Wechselwirkung des praktischen Problems und der verschiedenen Charaktere mit ihren Lösungsvorschlägen. Da kann viel über die Menschen sichtbar werden. Ein jeder handelt in so einer Situation anders. Daraus ergeben sich Konflikte und Spannung und auch Situationskomik. Hier aber wird über die Widerborstigkeit der Realität hinweggeflunkert, so dass das Wort Kino beleidigt sein müsste. In „irgend“ einem Fernseh-Realismus-Gehabe, wo keiner sich was denkt dabei und also nicht als handelnde Person erkennbar wird, kippen sie die Statue; Hauptsache Drehpensum erreicht. Pfusch am Kino. So ein Film verdient kein Kinogeld. Spricht dafür; dass auch dieser Film ein typisches Pfründenprodukt ist; ein Subventionsnuckelprodukt. Jeder drückt ein Auge zu, weil es eh nur ums Geld geht. So wird das Produkt halbblind. Und die blinde Kuh, die will im Kino keiner sehen.