The Imitation Game – Eine streng geheime Liebe

Ein mit britischer Klarheit und Nüchternheit inszenierter Film über zwei Geheimnisse höchst unterschiedlichen Kalibers. Einmal Staatsgeheimnis, die Entschlüsselung der Nazimaschine „Enigma“ und zum anderen die Homosexualität des genialen Mathematikers und Kryptoanalytikers Alan Turing. Dank der Entschlüsselung von Enigma sei der Zweite Weltkrieg, um mindestens zwei Jahre verkürzt worden, so schätzen Historiker, und die Opferzahl um Millionen verringert. Aber für seine Schwulität wurde Turin Jahre nach dem Krieg vor Gericht gestellt und zu einer chemischen Kastration verurteilt, die bei ihm zu Depressionen mit folgendem Suizid geführt haben.

Ein Geheimnis, was man verrät, ist kein Geheimnis mehr. Darum inszeniert Morten Tyldum, der ein Drehbuch von Graham Moore nach dem Roman von Andrew Hodges vorliegen hatte, so kristallklar, so einleuchtend, dass man gar nicht an Geheimnisse glauben möchte. Aber gerade diese Klarheit offenbart, wie die Geschichte heftig hin und hergerüttelt wird zwischen den beiden Geheimnissen, über die sie berichten möchte und die doch nicht gelüftet werden sollten.

Der Hinweis auf Enigma schürt die Erwartung eines Kryptothrillers. Der wird auch eingeführt, aber gleichzeitig wird, es ist ein Zopf aus drei Strängen, das Verhör wegen des Einbruchs beim Mathematiker in den Film eingeführt, eines Einbruchs, den er gar nicht geahndet haben möchte. Es scheinen Stricher gewesen zu sein, die sich Geld erhofft hatten; seine kostbaren Rechenformeln haben sie nicht angerührt. Zu diesem Strang gehören Rückblicke in die Schulzeit, die Info, dass sein Schulfreund Christopher hieß, den er sehr gemocht haben muss, aber den Schmerz über dessen Tod, den ihm der Direktor giftig mitteilt, muss er für sich behalten.

Turing wird später seine Entschlüsselungsmaschine Christopher nennen, ein wahrhaft ansehnliches Gerät von Räderwerk, ein Vorläufermodell des Computers. Das ist der Hauptstrang der Geschichte, der in der Bletchley Radio Factory spielt, beginnend damit, wie Turin zu der geheimen Truppe stößt, die Enigma enträtseln soll. Skrupellos ergreift er gleich die Macht, indem er sich über die Entschlüsselungsnieten, die in der Truppe das Sagen haben, bei Churchill beschwert und daraufhin zum Chef ernannt wird, worauf er gleich die zwei Flaschen entlässt.

Alan Turin wird gespielt von Benedict Cumberbatch, einem Schauspieler, der Geheimnis zulässt und die Frau, die das Testrätsel noch schneller löst als er, die einzige Frau in der Truppe, Joan Clarke, wird gespielt von Keira Knightley. Sie kann er nur durch einen Heiratsantrag bei der Truppe behalten. Was in ihrer Liebesbeziehung los, resp. nicht los ist, auch das muss er streng für sich behalten. So viele Geheimnisse, pikante, schwerwiegende, für sich zu bewahren, das führt zu einigen fühligen Situationen, gibt dem Film im späteren Verlauf momentweise einen melodramatischen Touch, verschiebt den Film auf hohem Niveau in die Nähe des Kitsches.

Um dem Film mit den vielen Geheimnissen (zu einem bestimmten Zeitpunkt entdeckt Turin auch noch, dass einer seiner Enigma-Truppe ein russischer Spion ist) nicht zu sehr aus der Zeit fallen zu lassen, wird der Druck zur Enträtselung von Enigma in Form von aufbereitetem Archiv-Kriegsmaterial in einen gewissen Rhythmus versetzt.
Das lässt den Eindruck des Filmes etwas verschwimmen, dass er sich mit zwei so grundsätzlich verschiedenen Geheimnissen beschäftigt und sich nicht recht entscheiden kann, wie weit er sie offenlegen soll.

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