Von glücklichen Schafen

Packend gemachtes, musikalisch dezent untermaltes, düsteres Kölner Immigranten Soziodram, ganz außerhalb des Rahmens eines funktionierenden Rechtsstaates, wie im Märchen und die Geschichte von den glücklichen Schafen, das ist das Märchen, was die Protagonistin Narges Rashidi als alleinerziehende Mutter Elmas von Hand in ein kleines Büchlein schreibt und vorm Zubettgehen ihrem kleinen Töchterchen vorliest.

Die Schäfchengeschichte zu rekapitulieren fällt mir insofern schwer, als sie einerseits verhackstückt über den Film verteilt vorkommt und als andererseits die Darstellerin mehr darauf achtet, ein lupenreines, akzentfreies Hochdeutsch zu sprechen (ja, es ist wahr, jegliches Sprachkolorit ist in Deutschland nach wie vor ein Handicap für einen Darsteller, hier wird TV-Steril-Sprache verlangt und der Rest wird diskriminiert). Wir sind eben kein Einwandererland.

Den Hauptkonflikt trägt Jascha Baum als Can in den Film, ihr Sohn, der am Anfang des Filmes gerade 16 wird, schönste Pubertät. Der Film fängt damit an, dass die Kamera über seine Bettdecke streift und man Aktivitäten darunter beobachten kann. Er kommt, das ist eine heftige Szene, bei einem Entjungferungs-Puff-Besuch mit seinem deutschen Freund Stefan zu einer schockierenden Begegnung. Wie Can schon halb ausgezogen in dem Bumsraum sitzt und die Nutte kommt, erkennt er unter der Perücke die eigene Mutter. Das ist ein Schicksalsschock, der jetzt schwer auf dem Film lasten wird, der zu einer Brandstiftung und einem Mord führen wird und zur Aufforderung der Mutter, nachdem sie sich mit Petroleum übergossen hat, der Sohn solle sie anzünden.

Diese Ereignisse wirken umso heftiger, als Kadir Sözen, der Autor, Produzent und Regisseur des Filmes, sich um eine unaufdringliche, TV-realismusnahe Erzählweise bemüht. Diese Hämmer hat er ganz gut verteilt in den 98 Filmminuten. Wobei ihn mehr die schicksalshaft belastete Stimmung interessiert als aufklärerische Konfliktbearbeitung und -bewältigung. Irgendwie ist dann plötzlich wieder Frieden. Bis der Zuhälter Kohle für sein von Can abgefackeltes Puff verlangt. So packend Sözen seinen Stoff präsentiert, so ist doch zu fragen, wer sich für so eine Geschichte, die sich ganz klar als erfundene Geschichte und keineswegs pseudodokumentarisch versteht, interessieren mag.

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