Schändung

Füllig-fühlig, wohlig musikalisch untermalter Schauder aus der feinsten dänischen Gesellschaftsschicht, was die zum Teil über Jahrzehnte für Leichen in ihren Kellern bunkern oder wenn nicht in den Kellern so doch in ihrer Geschichte und wie kostbar gewisse Rückbleibschaften gequälter Menschen in einem Kistchen aufbewahrt werden können, schauderhaft, schauderhaft, da sind die Keller-Fundstücke eines Ulrich Seidl Nippes dagegen.

Das wird der Höhepunkt, der grauenvolle Nachtisch, die Folge des nicht seriösen Teils unseres Ermittlerteams aus der Abteilung Q der Kriminalpolizei, die liegengebliebene, ungeklärte Fälle lösen soll. Kennengelernt haben wir dieses Team aus Carl Mork (Nikolai Lie Kaas) und Assad (Fares Fares) bei ihrem ersten Fall, der hieß Erbarmen und stammt von denselben Filmemachern, Mikkel Noorgard als Regisseur und Nicolaj Arcel als Drehbuchautor nach dem Krimi von Jussi Adler-Olsen. Von Nicolaj Arcel beeindruckte schon Die Königin und der Leibarzt (Buch und Regie).

In „Erbarmen“ haben sich Carl und Assad zusammengerüttelt. Carl, der Schwierige, der Skeptische, der Alleinige, der Eigenbrötlerische, der Misstrauische, der inzwischen fast wie sein eigenes Denkmal wirkt in seinem kritischen Weltblick (er brauche Assad nicht, meint er an einer Stelle zu diesem) und Assad der nicht nur in Ermittlungskategorien denkt, sondern das direkt Menschliche wahrnimmt und formuliert.

Zu den beiden ist jetzt eine herrlich schräge, aber durchaus ernstzunehmende Mitarbeiterin im Büro gestoßen, Rose Knudsen, nicht so richtig zum Knuddeln, man sollte nicht den Fehler machen und sie wegen ihres Aussehens nicht ernst nehmen. Sie leistet patent und selbstverständlich den seriösen Teil der Polizeiarbeit, das Sortieren von Akten, Fotos, Texten, das Arrangieren der Infos an der Wand und das Sichtbarmachen von Zusammenhängen.

Warum höhere Kreise ein massives Interesse daran haben, dass der an sich abgeschlossene Fall, der durch einen blöden nicht ganz Zufall wieder akut wird, nicht wieder aufgenommen werden soll, das belegen Rückblenden aus dem Elite-Internat Griffsholm von vor zwanzig Jahren, was die heutige Elite Dänemarks dort vor allem Sonntags getrieben hat in dem abgelegenen Schloss. Das ist der Teil des Filmes, immer zwischen die aktuellen Ermittlungen geschnitten, wo hübsche junge Darsteller und Darstellerinnen auch verklärt schöne Liebesszenen zeigen dürfen, nebst einigen anderen weniger schönen Dingen.

Spannungstreiber für die Geschichte ist der Fakt, dass eine Augenzeugin der Verbrechen aus der Internatszeit noch lebt, dass sie einen ziemlichen Hau und unberechenbare Energien hat und nur schwer auffindbar ist, Danita Curcic als Kimmi Lassen.

Soll keiner glauben, die Kommissare würden bei einer solchen Reise in menschliche Abgründe ungeschoren, undurchlöchert davon kommen, denn Pilou Asbaek spielt den Erfolgsmenschen Ditlev Pram, der mit Familie und großzügiger moderner Villa, und David Dencik spielt Ulrik Dibbol, den Einzelgänger mit dem düsteren Schloss; das sind nicht nur Griffsholm-Internats-, sondern auch Jagdgesellschaftsseilschaften; mit solchen sollte sich die Polizei besser nicht anlegen.

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