The Zero Theorem – Das Leben passiert jedem

Eine schnurrige Parodie über das Wissenwollen und Forschen des Menschen, das doch nur im Chaos, im schwarzen Loch endet und dass die Liebe die einzige Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens sei.

Terry Gilliam illustriert das Drehbuch von Pat Rushin mit einer wundersamen Welt aus Ikonographie des Abenlandes, des christlichen bis hin zu Zirkus, Rummel, buntem Ball paradoxe, um die grandios-kitschige Strandidylle, die typisches Filmstudio mit anhaltbarer Sonne ist.

Christoph Waltz, der als Mitproduzent firmiert, gefällt mir hier als der verbissene Forscher Qohen Leth, der jedes Mal, aber auch jedes Mal, wenn sein Name ausgesprochen wird, ihn korrigieren muss, als sei er mit C geschrieben, der das Zero Theorem knacken will und der ungeduldig wie ein Prüfling oder ein Abhängiger immer auf einen Telefonanruf wartet, der ihm die Lösung aus der Tretmühle des Knackens bringen soll.

Leth haust in einer mittelalterlichen Kirche, allein die Beschreibung der Ausstattung könnte Seiten füllen, mit einem schönen Rautenboden, wie man ihn von Gemälden Vermeers und dergleichen kennt, mit zauberhaften Lichtstimmungen, mit einer Kirchenmaus, die die Reste des Essens, das sind Callapizzen, bekommt, mit Installationen in einem verrückten Mix aus mechanischen und elektronischen Instrumenten. Mittels einer Art Videogame versucht er, die schwierigen Weltformeln zu lösen. Er ist angestellt vom Management der Mobcom, sein Chef taucht im Zebradress bei ihm auf. Leth hat seine Kirche mit x Schlössern gesichert. Wenn er die Tür des Portals öffnet, dringt Straßenreparaturlärm aus der bunten, mit Werbung überfluteten Außenwelt herein.

Leth muss seine Kirchenwelt verlassen, wenn er zur Arbeit will. Das ist eine Art Spielhöllenräumlickeit. Die Spieler sitzen um einen Turm vor Bildschirmen, wie bei einer altmodischen Nähmaschine müssen sie treten und Qohen leidet darunter, dass er diese demütigende Arbeiten verrichten muss, er möchte mit dem Management sprechen und auf Heimarbeit umstellen, dabei sei er doch viel produktiver.

Leth wird eingeladen zu einem Kostümfest. Dort lernt er Bainsley kennen, Mélanie Thierry, die eine filmhübsche Blondine mit Perücke ist, ein filmschöner Anmachvamp und das ist die Frage, wird sie die Seelenlosigkeit von Leth, der immer in der Mehrzahl (modestiae, majestatis oder arrogantiae?) von sich spricht, brechen, wird er menschlich verführbar sein, wo er sich doch so sehr auf das Knacken des Zero-Theorems fixiert hat?

Damit das nicht zu öd wird, sitzt er in seiner prächtigen Klause immer wieder in neuer Kostümierung, anfangs fast nackt, mal mit Feinrippunterhemd, im T-Shirt, im roten Raumfahreranzug inklusive Glasfaserverkabelung, oder mit Frottiertuch auf dem Kopf, mit Kopfhörer, Kostümfetz zur Belustigung, das macht ihn skurril wissensbrötlerisch. Ein Wissenschaftsguignol. Das Mangement stellt ihm den Sommerpraktikanten zur Verfügung, den er misstrauisch beäugt, einer von denen, die den Umgang mit dem Netz und der Elektronik noch vor dem Laufen erlernt hatten, ein native Nerd.

Waltz nimmt sich alle Freiheiten zum Grimassieren oder zu Grotesktänzen der Weltfremdheit, der den Arbeitszwang nicht versteht, wenn er seine ontologischen Forschungen mit der Playstation spielt. Klötzchen mit Formeln in halb gebaute Gebäude einfügen. Eine Farce zur Suche nach dem Sinn des Lebens in der Kathedrale des Wissens.

Stimmen aus dem Computer oder Frau Prof. Shrink Rom, die ihn ab und an über den Bildschirm mit ihrer scheußlichen Shrink-Figur berät. Tja, Entitäten verhalten sich in hohem Maße merkwürdig.

Der Hammer als wichtiges Repartur- und Zerstörwerkzeug.
Haben Sie wirklich keine Ahnung, was Sie da machen?
Über die Entstehung von Realität als kopfbürtig.

Wie Ainsley ihn, ganz ohne Perücke, menschliche Frau, ihn verführen will zum Weglaufen mit ihr, sagt er Nein. Wie sie geht und die Tür sich öffnet, gibts keinen Straßenlärm, nur ein Bus fährt lautlos vorbei. Doppeldecker, wie in London.
Plakat an der Kirchenwand: Feed your curiosity.
Werbung: escape to Paradise, 3600 Inseln.

Dann sitzt er auf dem Rummelplatz vor einer Wand aus Schildern, was alles verboten sei, mit schwarzer Baseball-Mütze, Sonnenbrille und scharzem Mantel und diskutiert mit Bob, dem Sohn des Managements.

Bensley fragt ihn, ob er erkennt, was für ein Idiot er gewesen sein.
Der Sohn meint, er sei nicht zu verknöchert, um noch dazu zu lernen.
Rührende Vater-Sohn-Szene, wie dem Sohn schwindlig wird und er in Badewanne liegt.

Der Wissensdurst führt den Menschen ins Chaos und in die Irre.

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