Die geplante Tetralogie der Tribute-von-Panem-Filmreihe wird heute mit dem dritten Teil weitergeführt.
Eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, Achtung Spoiler:
In einer dystopischen Gesellschaft der Zukunft, es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese sich auf einem anderen Planeten befindet, besteht die ganze Welt aus Distrikten. Die Welt heißt „Panem“, aus dem Lateinischen „das Brot“ im Akkusativ, warum auch immer. Die Distrikte von Panem beherbergen offenbar alle Einwohner des Planeten, sind elektrisch umzäunt und dürfen nicht verlassen werden. Jeder Distrikt ist auf einzelne Wirtschaftsgüter spezialisiert, also der eine auf Bergbau, der nächste auf Getreide, der dritte auf Fischerei, ein weiterer für Energie und so weiter. Distrikt 1 ist Hauptstadt, bekommt die allermeisten dieser Güter, und stellt dafür das Militär für Schutz und Ordnung ab (nicht direkt, diese Aufgabe übernimmt Distrikt 2). Dies alles erinnert streckenweise stark an das alte Rom.
Natürlich hält Distrikt 1 sich für was besseres, hier leben die Menschen in Dekadenz und purem Luxus. Einmal im Jahr erinnert man an die versuchte Revolution der Distrikte gegen die Vorherrschaft von Distrikt 1 vor mittlerweile 75 Jahren, indem man sogenannte „Hungerspiele“ durchführt. Dabei werden aus jedem Distrikt außer dem ersten ein Junge und ein Mädchen in jugendlichem Alter ausgelost, zwei „Tribute“, die bei grausamen Spielen in einer Naturarena bis auf den Tod gegeneinander kämpfen müssen. Wer zuletzt noch lebt, darf als Held in seinen Distrikt zurück oder in der Hauptstadt leben. All das wird Panem-weit live übertragen, die Einwohner der Distrikte werden von den dort abgestellten Sicherheitskräften quasi mit Waffengewalt dazu angehalten, zuzusehen, wie die Jugendlichen ihres eigenen Distrikts brutal getötet werden.
Im ersten Teil der Tribute von Panem wird gezeigt, wie Wildfang Katniss Everdeen und der in sie verliebte Peeta Mellark aus dem armen Bergwerksdistrikt 12 für die 74. Hungerspiele ausgelost werden (Katniss meldet sich freiwillig, um ihrer eigentlich ausgelosten kleinen Schwester Primrose das Leben zu retten), dann zu den Spielen anreisen, in Luxus schwelgen und etwas trainieren dürfen, dann beginnen die Spiele. Es gibt einen Spielmacher, der die Regie bei diesen Spielen hat und sie auch beeinflussen kann, beispielsweise Tribute durch einen Waldbrand umlenken oder durch das Einsetzen gefährlicher Tiere und Pflanzen beschleunigt abtreten lassen kann. Es gibt den Präsidenten Snow, der Diktator von Panem, der sich gütig gibt, aber es faustdick hinter den Ohren hat, und viele weitere Figuren, die eine Rolle spielen, wie zum Beispiel die Mentoren der jeweiligen Tribute, die Modeschöpfer für deren Outfits für Gala wie Spiele, und den manipulativen TV-Moderator Caesar Flickerman.
Katniss hat während der Spiele schnell einen Stein im Brett bei allen Zuschauern, da sie sich ehrenvoll verhält und nicht zum Kindermetzger degeneriert wie andere Tribute. Daher werden für sie die Regeln geändert, so dass auch Peeta die Spiele überleben darf.
Im zweiten Teil wird klar, dass dieser Schachzug des mittlerweile ausgetauschten Spielmachers eher kontraproduktiv für Präsident Snow war, denn nun ist jedem wirklich klar geworden, dass die Spielregeln nicht naturgegeben sind, und damit, dass nicht alles, was im TV zu sehen ist, auch nicht zu ändern ist. Es kommt zu Aufständen gegen die Regierung. Diese werden blutig niedergeschlagen, doch das Symbol einer Brosche, die Katniss bereits im ersten Film trug, wird nun zum Symbol der Rebellion. Es bildet sich Widerstand im Untergrund.
Daher entscheidet Präsident Snow, dass die 75. Spiele, ein sogenanntes „Jubel-Jubiläum“ (alle 25 Jahre), aus den Siegern der letzten 25 Jahre zusammengesetzt werden, und nicht aus den Tributen der Distrikte. Das freut die sich in Sicherheit wähnenden ehemaligen Sieger überhaupt nicht, denn auch hier werden die meisten ihr Leben verlieren.
Die 75. Spiele finden in einer tropischen Arena statt, ein Dschungel mit einem See in der Mitte, auch hier kommt es sofort zu Mord und Totschlag, und die Zuschauer in den Distrikten sind überhaupt nicht begeistert.
Der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte passiert, als Katniss auf spektakuläre Weise einen Blitzableiter mit dem Kraftfeld der (unsichtbaren) Kuppel, die über die Arena gespannt ist, verbindet und der Blitz die ganze Anlage, und mit ihr die Spiele, lahmlegt. Nun bricht die Rebellion los. Katniss, die das Gesicht der Rebellion ist, davon aber nicht wirklich etwas weiß, wird mit einigen Überlebenden der Spiele, von ihrem Mentor und dem aktuellen Spielmacher, der ein Doppelspiel spielte, in den abtrünnigen Distrikt 13 entführt.
Der heute startende, dritte Film der Reihe, hat die unangenehme Position als Lückenbüßer, ganz ähnlich zu Das Imperium schlägt zurück. Katniss trifft im praktisch komplett unterirdisch (wegen Verwüstungen durch Distrikt 1) angelegtem Distrikt 13 auf ihre Familie und erfährt, dass ihr Heimatdistrikt 12 aus Rache in Schutt und Asche gelegt wurde. Es gibt kaum Überlebende, diese konnten sich durch den Elektrozaun in die Wälder flüchten.
Es ist klar, dass es nun zum offenen Krieg zwischen den Distrikten und der Hauptstadt mit ihrem Despoten Snow kommen wird. Widerstand im Untergrund gibt es überall, doch die Truppen der Hauptstadt töten und vernichten, wo sie nur die kleinste Abweichung von den Forderungen sehen.
Peeta wurde mit zwei anderen Überlebenden der Spiele in die Hauptstadt gebracht. Eine Befreiungsaktion steht an.
An dieser Stelle mehr zu erzählen, würde den Genuss des Kinobesuchs schmälern.
Mockingjay, so der Name des Films wie auch des symbolischen (nicht real existierenden) Vogels des Widerstandes (eingedeutscht als „Spotttölpel“), ist definitiv ein spannendes Kinoerlebnis für junge Menschen. Alte Hasen wie ich erkennen natürlich jede Menge Parallelen zu schon gesehenen Klassikern oder Flops. Doch Dystopien gibt es viele, und die Zahl der möglichen Handlungsverläufe bzw. dramaturgischen Mechanismen ist begrenzt. Also, darüber hinwegsehen.
Optisch ist Mockingjay sehr gelungen, jedoch nicht gewaltig. Es gibt zwar ein paar Schlachtszenen und ähnliches zu sehen, aber gerade der große Luftangriff wird nicht gezeigt. Wahrscheinlich heben sie sich diese Effekte für den letzten Teil auf.
Auch wenn die Filmhandlung nicht allzuviel hergibt in diesem Teil der Tetralogie, kann der Film guten Gewissens empfohlen werden. Wie gesagt, eher für jüngeres Publikum, aber amüsieren werden sich auch die gesetzteren.