Schöner Denkansatz schwach präsentiert, das sind die beiden Seiten dieses zu begrüßenden Versuches von Mischa Böder, der mit Florian Fernandez-Gil auch das Buch geschrieben hat, einen Genrefilm der besonderen Art zu entwickeln, sich für die Langeweile eines Auftragskillers zu interessieren, der zwar hochtrainiert ist, ein Spitzenagent im Auftrag der EU, die ein besonderes Terrorbekämpfungsprogramm damit bestückt. Seit 8 Jahren gibt es für Koralnik, so heißt dieser von Benno Fürmann als Tolpatsch dargestellte Agent, nichts zu tun. Außer sich fit zu halten, sich nicht zu verraten, unauffällig zu leben, private Anbandelungen nicht zuzulassen.
Wie das Schicksal für Tolpatsche so spielt, kommt lange gar nichts und dann alles zusammen, die Frau, die er nicht los wird und der Auftrag, den er sofort erfüllen soll. Das ist reizvoll gedacht und könnte, wenn es mit der Schnoddrigkeit deutscher Schwachsinnskomödien dargestellt und inszeniert würde, ziemlich hinhauen. Aber da sich die Macher offenbar ihres Anspruches bewusst sind, wollen sie es anspruchsvoll angehen, sprich angestrengt, ernsthaft, verspannt, übersorgfältig, bierernst und steif. Es fehlt der Performance jegliche Leichtigkeit (und dem Protagonisten vermutlich die Erfahrung und das Können für eine solche Peter-Sellers-Figur), die für das Transportieren der Idee unabdingbar ist. Somit geht dem Produkt jegliche Kinotauglichkeit ab. Es hapert an allen Ecken und Enden beim Schnitt, Szenenauflösung, Anschlussfehler (zB mit Koffer oder Gläsern und Weinflasche auf Tisch) Mangel an Rhythmus und Tempo, viel zu dick drauf gelegte Musik.
Der Widerspruch: Subventionskino und die Unmöglichkeit, in diesem Entmündigungskino Genre darzustellen, weil Genre Mündigkeit der Filmemacher voraussetzt; Subventionskino oktroyiert ihnen Unmündigkeit auf (oder sie entmündigen sich selbst aus vorauseilendem Gehorsam).
Wie nach 8 Jahren vergeblichen Wartens Koralnik endlich einen Auftrag erhält, platzt just Rosa, Mavie Hörbiger, in sein Leben und hängt sich an ihn wie eine Klette. Anstoß dazu war ein Zusammenstoß mit seiner Limousine. Das ist ein Teil des Reizes eines solchen Filmes, dass der Zuschauer jetzt absehen kann, dass alles ganz fürchterlich schief gehen wird. Was passiert, das kann er in etwa erahnen, aber wie es dann schließlich passiert, das sollte ihn vom Hocker reißen. Hier aber begnügen sich die Macher damit, das protokollarisch zu inszenieren, wodurch für den Zuschauer der essentielle Reiz verloren geht und man nur zustimmend den Satz im Drehbuch zur Kenntnis nehmen kann, „wie blöd muss man eigentlich sein, um das zu glauben“.
Wenn so ein Film innerhalb eines geschützten Biotopes wie einer Lehranstalt, einer Filmhochschule gezeigt würde, würde man sicher wohlwollend urteilen und sagen, super, habts Euch Mühe gegeben, gut gedacht von Euch. Man würde auch freundlicherweise lachen, wo abzulesen ist, dass ein Lacher intendiert ist. Ihr habt auch versucht, Bild- und Szenenfolgen so aneinanderzureihen, damit es nicht langweilig wird, aber Ihr wisst schon, dass noch Luft nach oben ist. Der Film traut sich jedoch auf die harte Wettbewerbsleinwand, wo die Leute mehrere Euro Eintritt bezahlen und für die harte Münze hieb- und stichfeste Unterhaltung wollen.
Benno Führmann, alleingelassen mit der Rolle, versucht mit großen, wie toten Augen, leblosen Posen, was immer das signalisieren soll, die Konzentration des Killers zu mimen (Kontrolle, Präsenz, Präzision).
Seine erste Begegnung mit Rosa wirkt overacted und unglaubwürdig. Ein Killler, der stottert. Es fehlt ihm jede zwingende Begründung für die Entscheidung für dieses Killerleben; wäre ja ok, wenn er Melville-stringenten Duktus wie Alain Delon als der blauer Engel hätte; hat er aber nicht. Andererseits erklärt sich die Tolpatschigkeit von Benno Führmann auch nicht aus sich heraus. Wie konnte so einer diese Eliteausbildung überhaupt schaffen? Er ist zu schwerfällig in seinem Handeln.
Rose ist deutlich überzeugender als Führmann.
Auch die Handlungen auf dem Weg zum Auftrag und dass er Rose mitnimmt, hat wenig Plausibilität.
Unbedingt wollten die Filmemacher noch eine Hochzeitsgesellschaft als Kollisionsfaktor reinpacken. Hier hätte ein versierter Lektor vermutlich gesagt „kill your darlings“, schmeiß Ideen raus, in die du dich verschossen hast. Wenn nicht, dann muss das auf Biegen und Brechen zurechtgebogen werden wie hier, irgendwie muss der Schuss sich lösen, damit dem Killer ein Zeh weggeschossen wird, damit man damit ein paar Spielchen inszenieren kann.
Sprachlich dämlich: „Des weiteren möchte ich Sie bitten, mich nicht länger so anzustarren, weil ich wie gesagt undercover bin“. Soll diese Denkweise den Charakter des Killers illustrieren? Fanden die Drehbuchautoren vermutlich lustig.
Warum zu diesem Film Musik von Wagner, Schuhmann und Bach genommen wurde, erhellt sich mir nicht.
Eine Zangengeburt, zwangsgebührenmissbrauchsfinanziert.