Dieser Film hält einen historischen Moment von vermutlich noch nicht absehbarer Tragweite fest.
Die Filmemacherin Laura Poitras war Mitte 2013 in Hongkong dabei, wie Edward Snowdon Journalisten, unter anderem dem Brasilianer Glenn Greenwald, die Daten über die Internet-Abschöpfaktivitäten des amerikanischen Geheimdienstes NSA gegeben hat und wie er sich als der Whistleblower outete, der weltweit das ganze Ausmaß der Beraubung der Menschen ihrer Privacy und damit ihrer Freiheit durch den amerikanischen Schnüffel-Staat offenbar werden ließ.
Es findet eine deutliche Veränderung in Snowdon statt, nachdem er plötzlich rund um den Globus in den Nachrichten ist. Es geht nicht um neue Erkenntnisse. Das Geschäft erledigen die Zeitungen und die andern Medien. Es geht um die heikle, riskante Situation. Vor allem nachdem das Ausmaß des Skandals klar wird und die Ertappten, die amerikanische (NSA) und die britische (GCHQ) Regierung versuchen, das Böse auf Snowden zu projizieren: der den Hinweis auf die Bösen bringt, wird zum Täter stilisiert. Primitiv wie effizient wie bewährt.
Was der Film deutlich macht, wie ungeheuerlich der Machtanspruch der Geheimdienste ist, wie der Verlust der Privatsphäre den Verlust der Freiheit nach sich zieht.
Am Ende des Filmes wird Greenwald Snowden in Moskau besuchen und ihm berichten, dass es inzwischen einen weiteren Whistleblower gebe, der auf Skandale noch viel größeren Ausmaßes von anderen Regierungsstellen gestoßen sei.
Augenfällig auch die Vorsichtsmaßnahmen mit einem magischen Mantel, die Greenwald und Snowden beim Umgang mit dem Computer beachten. Weil sie über die weitgehenden Möglichkeiten, alles abzuhören, alles abzuschöpfen, Bescheid wissen. Dazu, dieses Bewusstsein zu schärfen, dürfte dieser Film einen wichtigen Beitrag leisten.
Noch bevor Snowden sich geoutet hat, sind die Mietzahlungen, für die er einen Dauerauftrag eingerichtet hat, eingestellt worden und in seiner Straße zuhause stehen plötzlich so viele Trucks herum, „Baustellenfahrzeuge“. In solch konspirativem Milieu wirkt ein Feueralarmtest in einem Hotel in Hongkong als dramaturgisch thrillender Aufreger.
Als Drüberstreuer über die große Aktion folgt ein Potpourri einiger der Nachwirkungen, Hinweise darauf, was der gigantische Nachrichtenhit alles ausgelöst hat: Meeting der Snowden-Anwälte in Berlin, die Info, dass auf die publizierenden Medien von staatlicher Seite Druck ausgeübt werde, wir bekommen Einblick in die Redaktion des Guardian in London, wie die sich ganz genau überlegen, was sie veröffentlich können und was nicht, ferner der Untersuchungsausschuss in Berlin, die Info dass die Recherche-Journalisten auf einer eisernen Überwachungsliste stehen, dass die US-Drohnen alle über Ramstein gesteuert werden. Ein Problem beim „Spiegel“: das Merkel-Handy (hat sie einen Code-Namen?), nein, den haben nur Agenten; Ausschnitt aus einer verwursteten Passage einer Obama-Rede und ein kurzer Einblick in eine EU-Anhörung.
Der Film macht ganz klar: Verlust der Privacy gleich Verlust der Freiheit.