Wish I Was Here

In geschmeidiger Filmschrift musikalisch versüßter, kalifornisch heller Sterbebegleitfilm, der aber vor allem davon erzählt, dass Zach Braff (Hauptdarsteller, Regisseur und mit Adam J. Braff Drehbuchautor des Filmes) als Aidan Bloom, der mit seinem Bruder als Kind in Kultserien-Kostümen davon geträumt hat, ein Superheld zu werden, sich nach Normalität sehnt.

Er spielt einen verheirateten Schauspieler, dessen letzte Rolle einige Zeit zurückliegt. Das war ein Werbeclip für ein Antischuppenmittel. Seine Frau wird an ihrem Arbeitsplatz von einem Kollegen sexuell angemacht. Die Kinder müssen von der Privatschule genommen werden, weil der Vater totkrank ist und diese nicht mehr bezahlen kann.

Der Film wirkt wie ein persönlicher Bericht, dürfte autobiogaphisch inspiriert sein; immer wieder kommt die Kinderfantasie mit den Star-Wars-Kostümen vor, hängt ein bisschen in der Nostalgie. Das Milieu, in welchem die Blooms leben, ist im feinen Kalifornien. Mit halbem Fuß sind sie im Judentum verwurzelt. Vater ist mit dem Bruder Noah verkracht.

Vielleicht haftet das Drehbuch zu sehr an Erlebtem, ist insofern zu wenig zu einem spannenden Film zusammengbaut; ehrlich gemeint. Daraufhin deuten Erlebnisse wie die Probefahrt mit dem Aston Martin oder der Gag, in einer feinen Villa unterm Klempnervorwand im Pool zu schwimmen. Diese Dinge wirken so überaus ernst und so vielfältig die Themen sind, für einen Zuschauer, der kein Insider der Verhältnisse der Blooms ist, der nimmt das alles doch sehr distanziert wahr, fragt sich, wo ist mein Bezugspunkt dazu.

Wie soll man sagen, dieser Film hängt so ein bisschen im Anekdotischen, wobei zweifellos viel zum Nachdenken Anregendes dabei sein mag, aber man sich doch wundert, woher der Wunsch nach Normalität kommt und welcher Art diese Normalität sein soll. Er hat es doch ganz gut, unser Filmemacher.

Es ist ein schöne, fast lieberhaberhafte Hingabe an die Inszenierung zu erkennen; sie wollen den Film als deutliche Botschaft rüberbringen. Es sind viele Anspielungen drin, die der Außenseiter vermutlich nicht versteht, was ist mit Highway 45 gemeint? Fast wie ein privates Tagebuch. So ein exklusives, kalifornisches Leben kann doch nicht gewöhnlich sein.

Die persönlichen Erlebnisse beim Casting, die sind breit geschildert. Nett: das Aquarium-Versteck, wenn der Bruder sich ein leeres Aquarium-Glas über den Kopf stülpt. Oder nett: die Kontaktlinsensammlung des Opas. Etwas ausgewalzt die Erzählung. Teilweise dicke, offensichtliche Jewishploitation. Oder das Gedichtrezitieren beim Zaunbau. Ist ja sympathisch, wenn Leute Filme nicht machen, um das Maximum an Geld einzuspielen.

Der hier arbeitet fröhlich insiderisch. Letzter Wunsch von Opa: ein Eis mit gebrannten Mandeln. Gemütlich, etwas zähflüßig. Sie hängen sozusagen in ihrem Kaliforniertum, in ihrem Judentum, in ihrem Künstlertum, in ihrem Familientum fest. Das bringt der Film rüber. Ractonians, die Angreifer in der Fantasiewelt. Und zu guter Letzt wird er noch Schauspiellehrer.

Thematisch berührt der Film zwar vieles, aber recht beliebig, so beliebig, wie es vielleicht in einem Tagebuch vorkommen mag. Dann müsste man aber einen besonderen Anreiz haben, das Tagebuch zu lesen, sei es ein besonderes Schicksal, aber nur kalifornisch-jüdisch-künstlerische Normalität? Ist dieser Wunsch so bewegend?
Irgendwie scheint mir dieser Wunsch angesichts des Backgroundes der Figuren doch recht naiv (wenn nicht gar halbschlau-ehrlich) und rührend aber nicht anrührend genug.

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